Radlerin totgerast, aber Mercedes-Fahrer bekommt Bewährung
Dresden - Er ist gerade einmal 18 Jahre alt und doch hat Zoro T. bereits ein Leben auf dem Gewissen: Am 10. Januar raste er die Radfahrerin Kristiane Hirsch (†55) in den Tod.
Am Mittwoch musste er sich vor dem Dresdner Amtsgericht dafür verantworten. Ein Sachverständiger rechnet den Wahnsinn durch, den der junge Iraker mit dem 220-PS-Mercedes seines Vaters veranstaltet hatte: Selbst wenn man alles zu Gunsten des Angeklagten sehen würde, erwischte er die Dresdnerin auf der Reicker Straße mit mindestens 98 Stundenkilometern.
Diese hatte keine Chance, wurde über 40 Meter weiter geschleudert und war sofort tot. Zoro war eine Kolonne vor ihm zu langsam, er überholte und fuhr dabei in Kristiane, die links abbiegen wollte.
Alle Zeugen sagen aus, in welchem atemberaubenden Tempo der Mercedes unterwegs war: "Unser Auto hat gewackelt, als er uns überholt hat", sagt eine Beifahrerin aus der Kolonne. Als die Polizei vor Ort eintraf, fand sie Zoro T. weinend und schreiend auf einer Grünfläche, aus dem Mercedes dröhnte noch laute Musik.
"Ich kann nicht oft genug sagen, wie sehr ich das bereue", sagt der Angeklagte leise, wirkt verschüchtert. Als der Gutachter die blutigen Spuren auf den Bildern auswertet, kann er den Anblick nicht ertragen, wendet sich immer wieder ab.
Frau totgerast - Bewährungsstrafe
Aber der junge Mann hat auch eine andere Seite: Die Polizei hatte sein Handy sichergestellt. Darauf fanden sich Videos, wie er mit 100 Stundenkilometern die Budapester Straße entlangrast. Auch aus Berlin oder von der Autobahn finden sie solche Videos, dazu noch Fotos, wie er mit Waffen posiert.
An dieser Stelle hält es Tochter und Nebenklägerin Saskia Hirsch (29) nicht mehr aus, sie muss den Saal verlassen. "Sie wollte nur noch ihr Fahrrad holen", sagt sie später TAG24. "Sie ist diese Strecke fast jeden Tag gefahren und war immer vorsichtig gewesen."
Weil Zoro nichts auf den Kerbholz hat, arbeitet und nichts mehr mit Autos zu tun haben will, bekam er am Mittwoch nochmal zwei Jahre auf Bewährung. Allerdings muss er wenigstens zwei Wochen in Arrest.
Für die Tochter ein schwacher Trost: "Meine Mutter ist tot", sagt sie. "Und er im Prinzip frei."
Titelfoto: privat, Holm Helis