Prozess um Dynamo-Schmäh-Banner: Sind diese Beleidigungen strafbar?
Dresden - Beim Fußball kochen Emotionen über. Beim Dynamo-Spiel sowieso. Erst recht, wenn "Erzfeind" Aue im heimischen Stadion antritt. Im März 2023 allerdings packte die "aktive Szene" - kurz die Ultras der Dresdner - ein Spruchband aus, das die Justiz unter Volksverhetzung und Beleidigung einstuft. Ob dem so ist, muss nun der Amtsrichter in Dresden entscheiden.
Dynamo-Fan Lukas A. (21) übernahm laut Anklage in der zweiten Halbzeit im K-Block eine Bannerrolle. Drei dieser je zehn Meter langen Spruchbänder wurden verteilt, von mehreren Personen auf die oberen Ränge getragen und ausgerollt.
Deutlich lesbar waren ausgesprochen geschmacklose Worte gegenüber den Aue-Fans im Gäste-Block.
Es war von "Inzest" und "Sachsenschande" die Rede. Einer der 3000 Veilchenanhänger (77) erstattete Anzeige.
Die Polizei wertete Videos aus. Ergebnis: Ein szenekundiger Beamter will Lukas erkannt haben, als er eine Rolle übernahm. Damit aber läuft der "Träger" aus dem Bild, weil die oberen Reihen von der Kamera nicht erfasst wurden.
Erst das Urteil, dann Sachsenpokal - Dynamo Dresden trifft erneut auf Erzgebirge Aue
Ob Lukas das Spruchband weitergab oder selber ausrollte, ist nicht zu erkennen. Unklar ist auch, ob er den Inhalt kannte. Obendrein erkannte ein anderer szenekundiger Beamter im "Träger" einen anderen Fan, aber nicht Lukas.
Der selbst schwieg. Sein Anwalt sprach von "unappetitlicher Fan-Folklore", die weder strafbar noch strafwürdig ist. Er forderte Freispruch für den angehenden Mechatroniker.
Die Staatsanwältin will für Lukas, der laut Jugendgerichtshilfe "freundlich und aufgeschlossen" ist, eine Strafe. Er soll zu drei Einzelgesprächen bei der Jugendgerichtshilfe.
Das Urteil fällt am Freitag. Einen Tag vorm Finale im Sachsenpokal. Wieder tritt Dynamo im heimischen Stadion gegen Aue an. Natürlich wieder vor voller Kulisse, selbstverständlich mit Spruchbändern, Fahnen und Gesang.
Titelfoto: Bildmontage: Picture Point, Peter Schulze