Prozess um Abseilaktion auf A4: Sozialstunden für Klima-Hänger!
Dresden - Am zweiten Prozesstag gegen die Klima-Aktivisten André S. (44) und Bernhard B. (28) fiel am heutigen Montag ein Urteil. Beide hatten sich im November 2020 von einer Autobahnbrücke am Dreieck Dresden-West über der A4 abgeseilt, um für eine Verkehrswende zu protestieren. Dadurch verursachten sie einen kilometerlangen Stau samt Vollsperrung.
Der Prozess-Auftakt wurde zum Lese-Marathon: Die Angeklagten reichten über 30 Änderungen ein, die das Gericht in den Prozess aufnehmen sollte: Anträge zur Rechtmäßigkeit des Protests, Anträge über die Berechtigung von zivilem Ungehorsam usw.
Das Amtsgericht Dresden hörte geduldig zu, ging in die Pause – und gab keinem der Anträge statt.
Filmreif plädierte dann der Verteidiger auf Freispruch, riss die Seiten des Gesetzbuchs aus und warf sie zu Boden: "Wie oft sollen wir wiederholen, dass das eine Versammlung war? Wie oft sollen wir sagen, dass sie rechtswidrig aufgelöst worden ist? Ich verliere meinen Glauben an die Rechtsprechung, wenn hier kein Freispruch erfolgt", so der Verteidiger leidenschaftlich.
Die drei Beteiligten Marcel S. (23), Lukas G. (28) und Sophia K. (28) wurden dann auch vom Gericht freigesprochen.
Die Aktivisten, die an der Brücke hingen, André S. und Bernhard B., wurden zu je 80 Sozialstunden verurteilt. Sollten sie dem nicht nachkommen, muss André K. 60 Tagessätze zu 15 Euro zahlen, Bernhard B. 10 Tagessätze weniger.
Titelfoto: Roland Halkasch