Gotteskrieger oder nicht? Ein Stück Papier belastet den Angeklagten schwer
Dresden - Der Prozess gegen den mutmaßlichen IS-Terrorkämpfer Iyad A.-J. (34) läuft derzeit im Hochsicherheitsgericht in Dresden. Der Angeklagte soll an Kämpfen im Irak beteiligt und Mitglied der grausamen Geheimpolizei gewesen sein. Überführen könnte ihn sein Name auf einer angeblichen "Gehaltsliste".
Die ersten Infos, dass Iyad in Deutschland unter falschem Namen lebt, kamen vom amerikanischen FBI. Später ermittelte das BKA, kamen Unterlagen der UNITAD dazu.
Die UNITAD, eine Ermittlergruppe der UN, untersucht seit 2017 IS-Verbrechen im Irak. Als die Schergen seinerzeit flohen, hinterließen sie Abertausende Papiere, Unterlagen und Datenträger in ihren "Behörden".
Christian Rietscher (59), Chef von UNITAD von 2021 bis März dieses Jahres, erklärte am gestrigen Dienstag im Zeugenstand: "Die UNITAD hat unter anderem eine groß angelegte Digitalisierung angestrengt, um alle diese Daten zu sammeln."
Listen, Urteile und Dokumente aus irakischen Gerichten wurden digitalisiert. "Im Einzelfall wurden sie dann geprüft", so der Zeuge.
Jedes Dokument auf Validität zu prüfen sei schier unmöglich.
FBI findet wohl Gehaltszettel mit Namen des Angeklagten
Außerdem darf die UNITAD keine Haftbefehle erteilen oder Durchsuchungen durchführen, nur Zeugen vernehmen. Allerdings ausschließlich auf freiwilliger Basis.
Wichtigstes Beweismittel im Fall Iyad A.-J. ist ein mutmaßlicher Gehaltszettel.
Laut FBI ein Fund "aus der Nähe einer Provinz", in der Iyad aktiv gewesen sein soll. Unklar ist, wer das Dokument fand, wie es zum FBI gelangte und ob es echt ist.
Seine Ex-Freundin hatte im Prozess erklärt, er habe sich ihr gegenüber als IS-Opfer ausgegeben, das bei der Flucht vor dem Terrorregime angeschossen wurde. Später hätten ihr Freunde offenbart, dass er selbst Teil des IS war.
Der Prozess wird fortgesetzt.
Titelfoto: Montage: dpa/AP/Militant website, Steffen Füssel