Prozess gegen Linksextremistin Lina E. kurz vorm Ziel: Darum bleibt es spannend

Dresden - Spannender als Netflix! Bei Serien wird an entscheidenden Stellen der Film beendet, damit die Zuschauer beim nächsten Mal wieder einschalten. Im Prozess gegen die mutmaßliche Linksextremistin Lina E. (28) und drei Mitangeklagte am Hochsicherheitsgericht in Dresden gab es am Donnerstag eine ähnliche Situation.

Linksextremistin Lina E. (28) verhüllt ihr Gesicht vor Gericht.
Linksextremistin Lina E. (28) verhüllt ihr Gesicht vor Gericht.  © Peter Schulze

Die Bundesanwaltschaft plädierte über sechs Stunden. Ihre Strafmaßforderung wollen die Juristen aber erst am kommenden Prozesstag verraten.

Nach 92 Verhandlungstagen begann die Bundesanwaltschaft am heutigen Donnerstag im Gericht am Hammerweg mit ihrem Schlussvortrag.

Demnach sei erwiesen, dass Lina und ihre Mitstreiter als kriminelle Vereinigung zwischen 2018 und 2020 Überfälle auf Angehörige der rechten Szene in Leipzig, Wurzen und Eisenach geplant und ausgeführt haben. Lina habe innerhalb der Gruppe eine herausgehobene und bestimmende Position gehabt.

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"Sie hat unmittelbar aktiv an allen bislang bekannten Überfällen mitgewirkt", so eine Staatsanwältin. "Kommandogeberin" Lina soll auch ihr Fahrzeug als Fluchtauto zur Verfügung gestellt haben, Opfer ausgekundschaftet und gar Perücken bei den Attacken genutzt haben.

Urteile sollen in den nächsten Wochen fallen

Seit Monaten fordern linke Demonstranten die Freilassung von Lina E.
Seit Monaten fordern linke Demonstranten die Freilassung von Lina E.  © Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa

Nach Überzeugung der Anklage waren alle Mitglieder durch eine "militant- extremistische Ideologie verbunden". So wird dem Trupp unter anderem der Überfall auf das "Bull's Eye" in Eisenach (Thüringen) vorgeworfen.

Die Kneipe gilt als Szenetreff - Inhaber und Gäste wurden verdroschen. In Wurzen und Leipzig-Connewitz gab es Attacken mit Schlagstöcken. In Leipzig-Gohlis soll Lina an einem Überfall beteiligt gewesen sein, bei dem das Opfer einen Kniescheibenbruch erlitt.

Ende 2020 wurde die Studentin für Erziehungswissenschaften festgenommen und sitzt seither in U-Haft. Seit Sommer 2021 wird beim zuständigen Staatsschutz-Senat in Dresden verhandelt. Mehrfach wurde ein Kronzeuge vernommen, es gab Soli-Kundgebungen für Lina vorm Gericht und Störer aus der rechten Szene im Gebäude.

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Linas Mitangeklagte sind wieder auf freiem Fuß. Ihr Freund, Johannes G. (29), der ebenfalls Beteiligter sein soll, wird derzeit gesucht, ist untergetaucht. Die Urteile sollen in den nächsten Wochen fallen. Wenn alle Plädoyers vollständig sind. Die Bundesanwaltschaft wird am kommenden Prozesstag weiterreden.

Danach haben die Verteidiger das Wort, die von Beginn an von einem "politisierten Verfahren" sprechen. Es bleibt also spannend.

Titelfoto: Peter Schulze

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