Nazi-Hools "Faust des Ostens": Wieso braucht die Justiz acht Jahre bis zum Prozess?
Dresden - Wenn Strafaufklärung historische Züge annimmt: Im Jahr 2012 ging die Polizei gegen den Nazi-Hooligan-Trupp "Faust des Ostens" vor, im Jahr darauf stand die Anklage gegen die fünf Rädelsführer. Seitdem passierte nichts. Begründung: Überlastung der Justiz. Doch nun könnte der Prozess noch diesen Monat in Dresden beginnen.
Sollten Veit K. (37), Felix K. (31), Florian M. (31), Paul Z. (26) und Benedikt K. (28) überhaupt noch verurteilt werden können, dürfte die Strafe wohl recht milde ausfallen: Die lange Wartezeit wird bei Strafprozessen zugunsten der Angeklagten gewertet, aber auch mit Zeugenaussagen dürfte es wegen Erinnerungslücken schwierig werden.
Nach knapp acht Jahren, die diese Anzeige schon beim Landgericht Gericht Dresden vorliegt, gibt es nun erste Terminvorschläge der zuständigen Kammer.
"Seitens der Kammer sind den Verfahrensbeteiligten konkrete Hauptverhandlungstermine im Zeitraum von Februar bis Juli 2021 vorgeschlagen worden", sagt Justizministerin Katja Meier (41, Grüne) auf eine Kleine Anfrage der Linken-Abgeordneten Kerstin Köditz (53).
Und weiter: "Die Kammer rechnet mit einer mehrmonatigen Verfahrensdauer."
Noch kein Termin für Prozessbeginn
"Terminiert wurde noch nicht", so Landgerichtssprecher Thomas Ziegler (51). "Der Prozess könnte diesen Monat schon beginnen, aber der Auftakt beispielsweise auch erst im Mai sein."
Den fünf Männern wird vorgeworfen, den bis zu 200 Mann starken Schlägertrupp angeführt zu haben, der mit Raub, Körperverletzung und Verkauf von geklautem Schnaps auffällig geworden sein soll.
Letzte Straftaten bekannter Mitglieder verzeichnet das Justizministerium noch im Dezember 2020.
Titelfoto: Montage: Robert Michael, Thomas Türpe