Mutter des eigenen Sohnes getötet: Das erschütternde Geständnis des Messerkillers

Dresden - Sechsmal stach Igor P. (31) auf seine Ex-Freundin Anna D. (†31) ein. Dem gemeinsamen Sohn (2) nahm er mit diesem Femizid nicht nur die Mutter, sondern auch den Vater. Nun muss er sich wegen Mordes aus niedrigen Beweggründen vor dem Landgericht Dresden verantworten.

Igor P. (32) wurde in der Ukraine geboren und lebt seit 2004 in Deutschland.
Igor P. (32) wurde in der Ukraine geboren und lebt seit 2004 in Deutschland.  © Ove Landgraf

Dabei fing alles so schön an: Im Mai 2020 lernte sich das ukrainische Paar kennen - und lieben. Wenig später wurde Anna schwanger. "Ich habe mich sehr darauf gefreut", ließ Igor zum Start der Hauptverhandlung über seine Anwältin verlauten.

Kurz vor der Geburt im Mai 2021 trennte sich Anna jedoch von ihm. Angeblich aus Eifersucht auf eine Ex-Freundin, mit der er wieder Kontakt aufgenommen habe.

Von diesem Zeitpunkt an startete "ein ewiges Auf und Ab" zwischen den beiden. Im Fokus: das Sorgerecht für den Sohn. Nachdem Igor im Dezember 2021 sogar handgreiflich wurde, schränkte Anna den Kontakt massiv ein.

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Für sie ging das Leben weiter, sie verliebte sich neu und war glücklich. Igor hingegen habe sich "wie ein Spielball gefühlt", da er ein Wechselmodell angestrebt, Anna dieses jedoch immer weiter aufgeschoben haben soll.

Igor P. nutzt Haft zum Nachdenken

Die Ukrainerin Anna D. (†31) wurde in einem Wohnblock zwischen St. Petersburger und Prager Straße tot aufgefunden.
Die Ukrainerin Anna D. (†31) wurde in einem Wohnblock zwischen St. Petersburger und Prager Straße tot aufgefunden.  © xcitepress
Mit Blumen und Kerzen gedachten Angehörige und Freunde des Opfers.
Mit Blumen und Kerzen gedachten Angehörige und Freunde des Opfers.  © xcitepress
Erschreckend: Der Sohn (2) des Paares befand sich in der Wohnung, als sein Vater seine Mutter ermordete.
Erschreckend: Der Sohn (2) des Paares befand sich in der Wohnung, als sein Vater seine Mutter ermordete.  © xcitepress/Benedict Bartsch
In ihren Ermittlungen rekonstruierte die Polizei den Tathergang - Igor P. bestreitet diesen allerdings.
In ihren Ermittlungen rekonstruierte die Polizei den Tathergang - Igor P. bestreitet diesen allerdings.  © xcitepress
Vor Gericht blickte der 31-Jährige stets zu Boden und gab keinen Mucks von sich.
Vor Gericht blickte der 31-Jährige stets zu Boden und gab keinen Mucks von sich.  © Ove Landgraf

Am Abend des 14. September 2022 habe er seinen Sohn nach einem gemeinsamen Nachmittag zurück in Annas Wohnung auf der St. Petersburger Straße gebracht. Dort hätten beide das Kind ins Bett gebracht. Als Anna ihm dann eröffnet habe, dass sie ein Wechselmodell frühestens im Schulalter anstrebe, habe Igor "Rot gesehen".

Er habe ein Küchenmesser an der Spüle entdeckt, danach gegriffen und seiner Ex unvermittelt in die rechte Rumpfseite gestoßen. Danach seien alle seine Erinnerungen verschwommen, das Ganze sei ihm "wie eine Ewigkeit vorgekommen". Der zweite Stich traf die junge Frau im Hals, vier weitere im Rücken. Wenige Minuten später war Anna tot.

Nach der Tat habe Igor unter Schock das Kind angezogen, das Blut notdürftig mit Handtüchern aufgewischt und die Wohnung verlassen. Die Beweise habe er in verschiedenen öffentlichen Mülleimern entsorgt, seinen Sohn gab er bei seinen Eltern ab.

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Einen Tag später wurde Igor schließlich in der Wohnung seiner Eltern festgenommen. Seine Zeit in Haft habe er bislang genutzt, "um meine Tat aufzuarbeiten". Der Prozess wird fortgesetzt.

18 Frauen Femizid-Opfer

Mitglieder des Landesfrauenrats Sachsen und weiterer Beratungsstellen demonstrierten gestern zum Prozessauftakt vor dem Landgericht.
Mitglieder des Landesfrauenrats Sachsen und weiterer Beratungsstellen demonstrierten gestern zum Prozessauftakt vor dem Landgericht.  © Ove Landgraf

Jeden dritten Tag geschieht in Deutschland ein Femizid - weltweit sogar alle elf Minuten. In Sachsen wurden seit 2020 insgesamt 18 Frauen Opfer einer solchen Gewalttat, davon allein drei in diesem Jahr.

Ein Femizid ist die Ermordung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts. Die Täter sind in den meisten Fällen (Ex-)Partner, die verlorene oder zurückgewiesene Besitzansprüche an der Frau geltend machen wollen. Hinzu kommen die Fälle, in denen statt der Frau die gemeinsamen Kinder getötet werden.

Um diesen erschreckenden Zahlen entgegenzuwirken, demonstrieren Organisationen wie Landesfrauenrat und Fachstelle gewaltfreies Zuhause regelmäßig. Am Dienstag auch vorm Landgericht Dresden.

Etwa 20 Frauen machten ihrem Unmut auf Schildern ("Gewaltschutz vor Umgangsrecht", "Genug ist genug") Luft. Ihre Forderung: Sogenannte "Trennungstötungen" müssen flächendeckend als Femizide anerkannt werden.

Titelfoto: Bildmontage: xcitepress, Ove Landgraf

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