Mordkomplott von Großenhain: Platzt der Prozess, weil eine Tatverdächtige schwanger ist?
Großenhain - Noch immer ermittelt der Staatsanwalt zum gewaltsamen Tod von Dirk W. († 37, TAG24 berichtete). Die Leiche des jungen Vaters wurde im Juni im Straßengraben bei Priestewitz (bei Großenhain) gefunden. Der Mann soll einem Mordkomplott zum Opfer gefallen sein.
Die Anklage könnte im Oktober fertig sein. Doch wann und wie das Landgericht gegen die vier mutmaßlichen Täter verhandelt, steht in den Sternen. Denn ausgerechnet die mutmaßliche Haupttäterin ist schwanger!
Stefanie W. (30) soll bisherigen Ermittlungen zufolge mit Andreas R. (51), Stefan B. (28) und Daniela F. (50) ihren von ihr getrennt lebenden Mann Dirk getötet haben.
Nach Informationen von TAG24 lockten die Täter das Opfer in Großenhain ins Auto von Stefanie, fuhren mit ihm in den Wald. Dort wurde Dirk unter anderem mit einem Baseballschläger und Steinen malträtiert. Der Schläger zerbrach dabei, das Opfer starb.
Stefanie soll ihren Mann auch noch als vermisst gemeldet haben. Eine Woche später fand die Polizei dessen Leiche.
Kurz danach wurden die mutmaßlichen Täter ermittelt, sitzen seither in U-Haft. Motiv für den gemeinschaftlichen Mord soll Geld sein.
Schlägertruppe attackierte weitere Opfer
Inzwischen wurden weitere Opfer ermittelt, die von der Schlägertruppe attackiert wurden. Die Anklage soll im Herbst fertig sein.
Theoretisch muss das Landgericht dann zeitnah gegen alle vier Beschuldigten verhandeln. Aber: Stefanie W. ist mit Zwillingen schwanger (Dirk W. ist nicht der Vater). Die Kinder sollen Ende des Jahres auf die Welt kommen - dann, wenn eigentlich der Prozess starten könnte.
Und so stellt die Frau aus Großenhain die Justiz vor Herausforderungen. Zwar gibt es im Frauenknast Chemnitz eine Mutter-Kind-Abteilung, wo auch Täterinnen mit Säugling betreut werden.
Aber: "Die Mutter muss für eine Unterbringung im offenen Vollzug geeignet sein", heißt es in den vom Freistaat festgesetzten Bedingungen. Diese Eignung dürfte kaum vorliegen. Immerhin droht der Frau eine lebenslange Haft.
So könnte sogar das Jugendamt die Babys in Obhut nehmen, wenn die Kleinen nicht im "sozialen Umfeld" der Mutter untergebracht werden können.
Außerdem lässt sich eine Geburt kaum "takten". Was die zuständige Kammer vor das Problem stellt, Termine für alle Prozessbeteiligten so abzustimmen. Gelingt das nicht, droht das Verfahren im schlimmsten Fall aus formalen Gründen zu platzen, was sogar die Entlassung der mutmaßlichen Täter aus der U-Haft zur Folge haben könnte. Es ist also kompliziert. Aber: Noch sind die Ermittlungen nicht abgeschlossen ...
Titelfoto: Screenshot Facebook/privat (4)