Mit gefälschtem Zeugnis Job ergaunert: So trickste ein Hochstapler das Ministerium aus
Dippoldiswalde - Wie peinlich! Per Fälschung bekam Tobias H. (35) einen Job im Wirtschaftsministerium in Dresden. Der Verwaltungsfachangestellte frisierte sein mäßiges Arbeitszeugnis zum Überfliegerpapier. Doch weil der "Neue" hinter den Erwartungen zurückblieb, flog er auf. Nun saß der Hochstapler vorm Amtsrichter in Dippoldiswalde wegen Betruges und Urkundenfälschung.
Im Januar 2019 bewarb sich Tobias auf eine befristete Stelle im "Hause Dulig". Dazu legte er ein Arbeitszeugnis vom Kulturministerium vor.
Dort hatte er, auch befristet, tatsächlich mal gearbeitet. Zuständig für die Reisekostenabrechnungen.
"Das Dokument hatte ich gescannt und bearbeitet", so der geständige Angeklagte.
Und so wurde etwa aus "Wir waren mit seiner Arbeit zufrieden" ein hochlobendes "... zu unserer vollsten Zufriedenheit".
Im Wirtschaftsministerium fiel nicht auf, dass das Schriftbild merkwürdig war, der Text fehlerbehaftet. Tobias bekam den Job.
Doch der Referatsleiter sprach später in der Personalabteilung vor, beklagte sich über die Arbeit des Neuen. Er sollte noch in der Probezeit gekündigt werden.
Stutzig geworden, prüften die Mitarbeiter dessen Unterlagen erneut. "Ich fragte im Kultus nach, ob dort dieses Zeugnis so ausgestellt wurde. Die klare Antwort war: Nein", so eine Mitarbeiterin, die die Polizei einschaltete.
Das war aber nicht Tobias' einziger Coup!
Dem Job-Center hatte er gesagt, dass es mit dem Job im Wirtschaftsministerium nicht geklappt hatte. Und kassierte fortan doppelt: 1800 Euro monatlich vom Ministerium und insgesamt 5300 Euro Stütze!
Obendrein gönnte er sich einen See-Urlaub für 500 Euro. Die Kosten dafür ließ er von einem Vereinskonto abbuchen ...
"Tut mir leid. Ich muss mein Leben in den Griff kriegen. Ich mache jetzt auch eine Therapie", sagte der einschlägig Vorbestrafte.
Laut eines Gutachtens ist Tobias H. aufgrund einer psychischen Krankheit vermindert schuldfähig.
"Dennoch war hier hohe kriminelle Energie im Spiel", sagte der Richter, der den Betrüger zu acht Monaten Haft verurteilte. Die Strafe wurde aber zur Bewährung ausgesetzt.
Titelfoto: Peter Schulze