Millionen-Schmu auf dem Bau? Dank Onkel-Trick blieb das Geld in der Familie
Dresden - Bau auf und zock ab! Emir S. (28) und sein Onkel Mirsad S. (51) sollen mit ihrem Unternehmen "Emica-Bau" fast vier Millionen Euro illegal eingesackt haben. Mit nicht gezahlten Steuern, einbehaltenen Krankenkassenbeiträgen, Scheinrechnungen und reichlich Schwarzarbeit am Bau. Nun sitzen beide Serben und zwei mutmaßliche Handlanger (43, 50) auf der Anklagebank im Landgericht Dresden.
Die Tricks waren laut Anklage so simpel wie dreist. Weil Mirsad einschlägig vorbestraft ist, war der Neffe ab 2015 Geschäftsführer der Emica-Bau mit Sitz am Altmarkt in Dresden. Sozusagen als Strohmann. Mirsad zog die Strippen. Angeboten wurde, was der Hochbau fordert: Eisenflechter, Betonbauer, Kranführer.
Doch die Handwerker arbeiteten meist schwarz, wahlweise wurden Rechnungen für Bautätigkeiten abgerechnet, die nie erbracht wurden. Später wurde der Firma ein "seriöser" Anstrich verpasst, ein Steuerbüro zur Prüfung und Zahlung der Unterlagen eingeschaltet.
Nur: Die vorgelegten Abrechnungen waren falsch, mithin auch alle Berechnungen für Steuer und Versicherung. Wieder behielt die Sippe Geld ein.
Nächste Idee: Provision kassieren. Es wurde eine Scheinfirma als Subunternehmen gegründet. Bei Aufträgen muss die Emica der Sub-Firma 15 Prozent Provision zahlen. Theoretisch. Die Rechnungen wurden auch gestellt und bezahlt.
Aber: Zugriff auf die Konten der Sub-Firma hatte Mirsad. Und der hob das eben überwiesene Geld sofort in bar wieder ab und sackte es ein. Das Geld blieb wieder "in der Familie".
Seit Sommer 2020 sitzen Neffe und Onkel nun hinter Gittern. Ein Urteil ist vorerst im Juli geplant. Die Anwälte forderten zum Auftakt ein Gutachten, das sie Richtigkeit der Zahlen prüft. Kurz: Es wird ein sehr zäher Prozess.
Titelfoto: Bildmontage: Peter Schulze