Messermord in Löbtau: Hätte Betreuerin die Bluttat verhindern können?

Dresden - Im Wahn erstach der Somalier Awale Abdi A. (33) im Juli 2023 in Dresden seinen Landsmann Mohamed A. (40) in der Straßenbahn. Das Landgericht wies den schuldunfähigen Mörder wegen paranoider Schizophrenie später ein. Am Amtsgericht Dresden sitzt nun seine Betreuerin (41) aus einer Beratungsstelle in der Friedrichstadt. Ihr hatte Awale die Tat angeblich angekündigt, ohne dass sie die Polizei informierte.

Die tödliche Messerattacke geschah in der Linie 7 in Löbtau. Sie schockierte Dresden im Juli 2023.
Die tödliche Messerattacke geschah in der Linie 7 in Löbtau. Sie schockierte Dresden im Juli 2023.  © Roland Halkasch

Mitarbeiter in Beratungsstellen hören sich täglich viel Kummer ihrer Klienten an: Knatsch in der Familie, Ärger mit Behörden, Mobbing unter Kollegen, handfeste Zerwürfnisse.

Die Sozialarbeiterin sprach im Oktober 2022 mit dem Somalier. Dabei, so der Vorwurf, habe er erwähnt, dass ihn zwei Landsleute belästigen. Dabei habe er ihr ein Messer gezeigt, mit dem er sich notfalls wehren würde, wie er sagte.

Laut Staatsanwältin hätte die Betreuerin ihn dafür anzeigen müssen, um so eine mögliche Tat zu verhindern.

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Der Mord geschah zehn Monate später tatsächlich.

Im Juli 2023 brachte Awale Abdi A. (33) seinen Landsmann um.
Im Juli 2023 brachte Awale Abdi A. (33) seinen Landsmann um.  © Steffen Füssel

Im Verfahren gegen Awale stellte sich seine Krankheit heraus. "Sie sind nicht schuld an der Tat. Aber hätten das melden müssen", so die Staatsanwältin zur Angeklagten, die auf einen Freispruch hofft und zu den Vorwürfen vorerst schweigt. Nun will der Richter Unterlagen beiziehen, aus denen genau hervorgeht, wann wer was in der Beratungsstelle wusste.

Der Prozess wurde vorerst ausgesetzt.

Titelfoto: Roland Halkasch

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