Knast und Bewährung für Nazi-Chaoten der "Freien Kameradschaft Dresden" nach Mammutprozess
Dresden - Knast für die Nazi-Chaoten: Nach einem Mammutprozess endete am Donnerstag der Prozess gegen René H. (34), Christian L. (31) und René V. (36). Das Trio hatte sich an der "Freien Kameradschaft Dresden" beteiligt, Asylunterkünfte und ein alternatives Wohnobjekt attackiert. Allerdings sind noch weitere Verfahren offen.
106 Tage verhandelte das Dresdner Landgericht gegen das Trio, bis auf René V. müssen jetzt alle für mehrere Jahre hinter Gitter. So bekam René H. am Donnerstag vier Jahre und sechs Monate aufgebrummt.
Der in der Szene als "großer Leubner" bekannte Sicherheitsmann war schon bei der Gründung der "Freien Kameradschaft Dresden" (FKD) Ende Juli in der Dresdner Bar "Pfefferminze" dabei, fragte dort zum Zweck des Trupps nach.
Als ihm dort andere Neonazis "Teilnahme an Demos und Veranstaltung von Spontandemos" antworteten, fragte er "Und was ist mit mehr?".
Mitglied wurde er jedoch nach Ansicht des Gerichts nicht, wurde aber wegen "Unterstützung" derselben verurteilt.
So war René H. an beiden Tagen bei den Ausschreitungen mit FKD-Mitgliedern in Heidenau, warf dort mit Baustellenabsperrungen um sich.
Auch bei der Böller- und Stein-Attacke auf die Flüchtlingsunterkunft in der Schäferstraße war René H. dabei, ebenso wie bei dem gemeinsamen Angriff mit der "Gruppe Freital" auf das Wohnprojekt "Mangelwirtschaft".
Der verurteilte Rechtsextremist Rico K. (41) hatte ihn dort erkannt.
Weitere Verfahren, unter anderem wegen Angriffs auf Flüchtlinge, sind noch offen
Auch Christian L. verurteilte das Landgericht wegen der Unterstützung der FKD.
"Er ist der FKD nicht beigetreten, sondern hat nach kurzer Zeit mit H. den Ort verlassen", so Richter Thomas Mrodzinsky (57) zur Gründungsveranstaltung. Trotzdem reiste er am 11. Januar 2016 zu den Krawallen im Stadtteil Connewitz.
Zusammen mit einem brutalen Angriff auf Gegendemonstranten am 1. Mai 2015 in Saalfeld bekam er dafür am Donnerstag drei Jahre und sechs Monate Haft.
Außerdem ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen ihn und René H. wegen der "Reisegruppe 44" (RG44) wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung.
Eben jene Gruppe soll nächtliche Bürgerwehrstreifen in Gorbitz durchgeführt haben (TAG24 berichtete).
Im Rahmen einer solchen "Streife" während des Dresdner Stadtfestes soll das Duo Flüchtlinge schwer verletzt haben, hier läuft noch der Prozess gegen beide vor dem Landgericht.
René V. sah das Gericht als vollwertiges Mitglied der FKD an.
Auch er war bei den Connewitz-Krawallen mit dabei, rief zu einer Versammlung in der Overbeckstraße in Nähe der "Mangelwirtschaft" auf. Weil er seitdem nicht mehr straffällig geworden ist, Arbeit und Familie hat, bekam er auf seine zwei Jahre Haft nochmal Bewährung. Dafür muss er 3000 Euro an den Verein "Gegen Vergessen - Für Demokratie" zahlen.
"Stellen Sie sich einen Moment vor, Sie wohnen in einer Straße, durch die so ein Mob zieht", begründet Mrodzinsky die Urteile. "Das ist nicht außergewöhnlich, sondern ungeheuerlich!"
Titelfoto: Peter Schulze