Kabarettist bei "Rot" geblitzt: Milder Richter rettet Uwe Steimles Führerschein
Dresden - Wäre er der, den er parodiert, führe er im Citroen-Staatswagen und hätte einen Chauffeur. Als Erich Honecker könnte ihm jede rote Ampel egal sein. Aber Uwe Steimle (58) ist der, der er ist und fuhr jahrelang stolz seinen Oldtimer AWE Camping Baujahr 1968. Mit dem alten Hobel rumpelte der Schauspieler in Cossebaude bei Rot über die Kreuzung - und landete vorm Amtsrichter in Dresden, um ein drohendes Fahrverbot abzuwenden.
Im Mai 2020 rollte nachmittags der Wartburg mit Steimle am Steuer an der Meißner Landstraße Höhe Am Urnenfeld in den Rotlicht-Blitzer.
"Kein Verkehr, kein Stress, keiner hinter mir", erinnert sich Steimle. "Ich habe keine Ahnung, warum ich bei Rot fuhr. Ich fürchte, ich habe die Ampel schlicht nicht bemerkt."
Amtsrichter Uwe Klinzing (59): "Mit dem Wartburg laufen Sie ja nicht Gefahr, wegen zu hoher Geschwindigkeit geblitzt zu werden. Aber rote Ampeln sind zu beachten. Das war doch auch nicht das erst Mal. Dresden hat fünf Rotlicht-Blitzer. Die sollten Sie sich mal merken..."
Aber der Jurist hatte auch ein Einsehen mit dem TV-Star: "Dem Gericht ist bekannt, dass Sie als Schauspieler und Kabarettist für ihre Sendungen unterwegs sind." Wahrlich würde ein Monat ohne fahrbaren Untersatz Steimles Job torpedieren.
Außerdem: Die Bußgeldbehörde "schwänzte" den Prozess. Eigentlich sind immer Mitarbeiter als "Ankläger" mit dabei. "Die Landeshauptstadt hatte so aufs Fahrverbot gepocht, ist jetzt aber nicht anwesend", bemerkte der Amtsrichter und entschied: Das Bußgeld wird von 250 Euro auf 400 Euro erhöht, aber das Fahrverbot ist vom Tisch.
Nach zehn Minuten war der kurze Prozess beendet, Steimle ging erleichtert von dannen. Er fährt jetzt übrigens einen Benz E-Klasse, seinen Oldtimer hat er verkauft.
Titelfoto: facebook.com/MDRmeineheimat