Justiz-Stammgast Harry mal wieder vor Gericht: Was er diesmal für Ausreden erzählte
Dresden - Sein Unmut war ihm deutlich anzumerken. "Die Staatsanwaltschaft will nur an ihrer Statistik arbeiten", moserte Harry N. (63) in seinem neuerlichen Prozess am Amtsgericht Dresden.
"Mit mir haben sie einen Dummen gefunden. Da geht einem ja der Hut hoch!" Kurz: Dresdens bekanntester Dieb verbat sich jeden Vorwurf weiterer Straftaten. Ob es hilft, ist fraglich.
Er hat schon über 30 Vorstrafen, sitzt seit Jahren immer wieder hinter Gittern.
Harry, einst selbst Kunstmaler, hat einen Hang zur Kunst. So mauste er schon alte Bücher aus Villen, eine Silber-Dose vom Anwesen eines Ex-Richters, Bilder aus Kirchgemeinden.
Aber auch Taschen und Rucksäcke von Studenten der Hochschule für bildende Künste ließ er schon mitgehen. Der dickste Coup von Bilder-Harry war der Diebstahl des Bildes "Chummehorn" des Künstlers Robert Schmiedel, der damals im Amtsgericht Dresden ausstellte.
Vor laufender Überwachungskamera nahm Harry das Bild ab und verschwand. Das Werk tauchte später in einem Auktionshaus wieder auf, Harry landete hinter Gittern.
Harry N. ist kein unbeschriebenes Blatt
Diesmal nun soll Bilder-Harry in Sporbitz aus einem Haus einen Teil des Silberbestecks geklaut haben. "Also wenn ich Silber sehe, nehme ich das auch alles mit", empörte sich Harry, der anfangs sogar bestritt, da gewesen zu sein. Problem: Auf dem Film der Überwachungskamera ist er auf dem Grundstück zu sehen ...
Über das gekippte Klo-Fenster drang Harry laut Anklage in einen Baucontainer in der Johannstadt ein, sackte einen Laptop und die Kaffeekasse der Arbeiter mit 100 Euro ein. Bei der Gelegenheit demolierte er den Bewegungsmelder.
"Da war ich krank und konnte nicht laufen", protestierte Harry. "Ach?", fragte die Richterin. "Und wer hat ihre DNA mitgenommen und auf dem Bewegungsmelder hinterlassen?"
Auch das Ausräumen eines Autoanhängers in einer Tiefgarage in Blasewitz im Mai 2021 bestritt Bilder-Harry. "Da war ich doch in einer Klinik. Das habe ich schon im letzten Prozess gesagt", moserte er. Die Richterin sah im Verhandlungsprotokoll von damals nach.
Darin steht, dass Harry 2020 im Spital war. Und seine protokollierte Aussage, das er im Mai 2021 in besagter Tiefgarage war ... Urteil folgt.
Titelfoto: Peter Schulze