Iran-Grumbach-Connection schmuggelt tonnenweise Heroin nach Sachsen
Dresden - Es war der bisher größte Heroin-Fund in Deutschland - und die Spur führte ausgerechnet ins beschauliche Grumbach in Sachsen! Der Hamburger Zoll zog im Sommer 2022 satte 700 Kilo Rauschgift aus einem Schiffscontainer. Getarnt als "Kräuterseifen" für die sächsische Export-Import-Firma von Torsten N. (55).
Nun begann der Prozess gegen den einstigen Firmenchef und seine vier Kumpane (36 bis 64) am Landgericht Dresden. Das Quintett brachte laut Anklage gar über zwei Tonnen Heroin nach Sachsen, dass dann weiter nach Holland verkauft wurde.
Das System war laut Staatsanwalt sehr ausgeklügelt: Demnach baute der angeklagte Kosmetiker Serkan B. (41) im Iran eigens eine Seifenfirma auf, um das Heroin dort täuschend echt zu verpacken und mit richtiger Seife auf Paletten zu stapeln.
Sein Chauffeur Hossein E. (36) organisierte für ihn Aufenthalte in Deutschland und den Niederlanden, um Geschäfte machen kann. Mohammad P. (64) überwachte unter anderem das Umladen der Drogen, leitete Gelder weiter. Yasar K. (54) knüpfte Kontakte zu Torsten N., der Lagerhallen in Grumbach und Geringswalde hatte.
Mit "normalen" Geschäften wurde erst ein Vertrauensverhältnis zu dem Sachsen aufgebaut, dann stieg er laut Anklage mit in den Drogenhandel ein.
Er meldete Seifenlieferungen beim Zoll an, ließ die mutmaßlichen Mittäter in seine Hallen, wo die Ware ausgepackt und in Transporter umgeladen wurden.
Der Zoll stellten den Drogenhändlern eine Falle
Auf diese Weise kamen im Sommer 21 und im Oktober 21 jeweils fast 700 Kilo Heroin aus dem Iran über Dubai nach Hamburg und dann nach Sachsen. Von hier wurde das Rauschgift dann für insgesamt 15.680.000 Euro in Holland verkauft.
Als im August 2022 wieder zwölf Paletten "Seife" in Hamburg ankamen, fand der Zoll die Drogen, tauschte sie gegen Fake-Drogen, platzierte Abhörtechnik dazwischen, sandte alles zum Adressaten nach Grumbach weiter und überwachte freilich die Lieferung.
In der Halle fummelte dann Torsten N. nachts nach der neuen Lieferung herum. Am Telefon seine mutmaßlichen Mittäter, die sich in Amsterdam und Madrid aufhielten.
In dem Moment, als er die Überwachungstechnik entdeckte, schlugen die Fahnder zu - in Grumbach, Madrid und Amsterdam klickten Handschellen.
Nun ist Prozess also gegen die mutmaßlichen Drogenhändler. Die meisten Angeklagten wollen zu den Vorwürfen Angaben machen. Das braucht freilich Zeit. Allein beim Bundeskriminalamt hat manche Vernehmung zu dem Thema jeweils mehrere Stunden gedauert. Ein Urteil wird daher nicht vor April 2024 erwartet.
Unklar ist allerdings, ob und wie lange gegen Mohammad P. verhandelt wird. Der angeklagte Deutsch-Iraner ist schwer herzkrank, soll zeitnah operiert werden. Eventuell muss sein Verfahren abgetrennt und gegen ihn zu einem späteren Zeitpunkt neu verhandelt werden.
Titelfoto: Bildmontage: Peter Schulze//Peter Schulze//Peter Schulze//Peter Schulze//Peter Schulze//picture alliance / ---/Hauptzollamt Hamburg-Hafen/dpa