In die Kasse gegriffen? "Diebische Schichtleiterin" kommt (gut) davon
Dresden - Kurz nach ihrem 50. Geburtstag stellte der Amtsrichter in Dresden das Verfahren gegen Beatrice W. ein. Sie soll bei einem Pizzadienst in die Kasse gegriffen haben. Der Fall hatte was von Salami-Taktik.
Der Reihe nach: Beatrice war seinerzeit Schichtleiterin bei einem Bring-Dienst.
Von den Tageseinnahmen behielt sie sich laut Staatsanwalt 299 Euro. Dafür wurde sie per Strafbefehl (Urteil nach Aktenlage) zu 400 Euro Strafe verdonnert.
Doch Beatrice legte Einspruch ein, es kam zum Prozess.
In der Verhandlung aber blieb zu viel unklar, um ein Urteil zu fällen. Also stellte der Richter den Fall ein.
Dafür sollte Beatrice eine Geldauflage (200 Euro) an ein Kinderheim zahlen. Weil sie das aber nicht tat, musste sie nun vier Jahre nach dem mutmaßlichen Griff in die Kasse wieder vor den Richter.
"Meine Mutter war gestorben. Ich fiel in ein tiefes Loch, habe wirklich alles liegenlassen", so die Angeklagte, die tatsächlich kurz vor dem Prozess das Geld doch noch ans Kinderheim überwies.
Bis zum ersten Prozess dauerte es mehr als zwei Jahre
Auch die Justiz hatte sich nicht mit Ruhm bekleckert: Bis zum ersten Prozess dauerte es mehr als zwei Jahre!
Und als Beatrice zwischenzeitlich ans Gericht schrieb, um Fristverlängerung für die Zahlung bat, dauerte es sage und schreibe acht Monate, bis die Behörde der Frau antwortete.
Und so sah der Richter nun nach einem so langen Zeitablauf, der geringen Schuld und der zwischenzeitlichen Zahlung kein öffentliches Interesse mehr an der Strafverfolgung.
Das Verfahren wurde ohne jede Auflage endgültig eingestellt.
Titelfoto: Peter Schulze