In Jogginghose zur Geld-Übergabe: "Grünes Gewölbe"-Chefin gibt "Diamanten-Händler" 40.000 Euro!
Dresden - Als andere noch unterm Weihnachtsbaum saßen, machten sich drei Dresdner Kunstexperten auf den Weg - um sich betrügen zu lassen. Am 26. Dezember 2021 brach Marion Ackermann (58), Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen (SKD), nach Antwerpen auf und übergab dort 40.000 Euro an den Niederländer Marcus van N. (24).
Der hatte vorgegeben, den Bruststern des polnischen Weißen Adler-Ordens wiederbeschaffen zu können. Stattdessen verjubelte er das Geld wohl im Kasino.
Es war wohl seine Ehrlichkeit, die Marcus van N. zum Erfolg verhalf: Unter seinem Klarnamen hatte er eine Wohnung in Antwerpen angemietet, sich auch unter echtem Namen dem Kunstdetektiv Arthur Brand (54) vorgestellt.
"Wir waren uns sicher, dass jemand, der dort sitzt und mich nach Hause mitnimmt und weiß, dass die Polizei da ist, nicht wegrennt", so der Detektiv. Brand hatte sich deshalb auch mit Rechtsanwalt Robert Unger (61) in Verbindung gesetzt, der treuhänderisch über eine Million Euro verfügte, mit der Privatleute die Wiederbeschaffung des Sachsenschatzes erleichtern wollten.
Unger war jedoch im Skiurlaub. "Ich stellte mich zur Verfügung", so SKD-Chefin Marion Ackermann am heutigen Dienstag im Prozess im Landgericht. "Das war auch nicht der erste Fall und die erste Reise."
Die 40.000 Euro wurden erstmal vom Freundeskreis der SKD vorgestreckt. Begleitet wurde sie vom kaufmännischen Direktor Dirk Burghardt (62) und einem Restaurator. Letzterer, damit man nicht auf eine Fälschung hereinfällt.
Geld in Bauchtasche gesteckt und aus dem Staub gemacht!
Am 28. Dezember trafen sie sich mit Brand und dem Betrüger in einer Hotellobby. Allen fiel auf, dass Jogginghose und Zipfelmütze etwas ungewöhnlich für einen erfolgreichen Diamantenhändler waren.
Und trotzdem wanderte das Geld in einer Bauchtasche nach 45 Minuten Gespräch erst zu Brand, der dann mit Marcus van N. in dessen Wohnung ging.
Dort bekam es der Betrüger und wollte mit dem Schmuck wiederkommen. Das geschah freilich nie.
"Natürlich habe ich eine Möglichkeit des Gelingens gesehen", so die Museums-Chefin, die sich nur als Botin sah: "Wir waren gar nicht in der Rolle, das abzubrechen."
Der Prozess wird fortgesetzt.
Titelfoto: Bildmontage: Thomas Türpe, Jürgen Karpinski/Grünes Gewölbe/Polizeidirektion Dresden/dpa