Dresden - Die vielen Tränen halfen ihm nicht viel, wenige Euro hingegen schon: EU-Rentner Jürgen P. (62) musste sich am gestrigen Montag vor dem Dresdner Amtsgericht verantworten, weil er vor mehr als einem Jahr nach dem Klau aus Supermarkt-Containern einen Mitarbeiter angefahren haben soll. Allerdings konnte ihm der Diebstahl nicht nachgewiesen werden.

Am 7. Dezember 2021 ging es gegen 11 Uhr hoch her in der Anlieferzone des Neu-Omsewitzer Kauflands, doch Jürgen P. sieht sich eher als Opfer: "Ich war an dem Tag mit meinem Bruder einkaufen", sagte er aufgeregt. "Wo ich wieder raus bin, fiel auf, dass wir das Brot vergessen hatten."

Daraufhin habe er seinen Bruder kurz wieder rausgelassen und in der Anlieferzone gewartet. "Da kam ein Mann angerannt", so der Angeklagte weinend. "Der klopfte an mein Auto, schrie, ich wäre ein soziales Schwein, ich war fix und fertig."

Deshalb sei er losgefahren, hätte den Mann aber nicht angefahren, vielmehr hätte dieser auf das Auto und den Spiegel geschlagen.

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Kaufland-Mitarbeiter Frank D. (44) sieht das ganz anders: "Ich habe ihn gesehen, wie er an der Restmülltonne hantiert hat. Ich habe den schon öfter dabei gesehen."

So habe er die Verfolgung aufgenommen, doch Jürgen P. habe einfach nicht auf seine Ansprachen reagiert. "Da habe ich ein Foto von ihm gemacht, mich vor sein Auto gestellt", so der Mitarbeiter.

"Er hat sofort Gas gegeben, ich konnte zur Seite springen." Bis auf ein paar Rötungen sei ihm nichts passiert.

Pech für den bisher noch nicht Vorbestraften: Der Lieferfahrer eines Bäckerfahrzeugs schilderte die Situation genauso wie der Kaufland-Angestellte.

Aber beide Zeugen wussten nicht, ob Jürgen P. auch etwas aus der Tonne genommen hätte. Dafür hätte es dann wegen räuberischen Diebstahls mindestens ein Jahr auf Bewährung gegeben.

So kam er mit vier Monaten auf Bewährung für gefährliche Körperverletzung und gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr davon.