Geschlagen, gefesselt, weggesperrt: Männer streiten um Reissack - Prozess!
Dresden - Der berühmte "Sack Reis" gilt eigentlich als Metapher für zumeist unwichtige Informationen. Ein Sack Reis schaffte es aber nun sogar vors Dresdner Amtsgericht. Angeklagt sind die drei Vietnamesen Van Thin H. (59), Duc Minh L. (59) und Sy Nhat N. (51) sowie der Deutsche Daniel C. (43). Sie sollen einen Iraker (38) misshandelt haben. Und das alles eben wegen einem Sack Reis.
"Ich war mit meinem Sohn in dem Markt, um Reis zu kaufen", erinnerte sich der Kunde im Prozess.
"Dort habe ich eine Frau um Auskunft gebeten - sie sagte, es wäre sehr gute Qualität und Langkornreis. Wenn dem nicht so wäre, könnte ich ihn zurückbringen."
Mehrfach sei ihm das versichert worden. So ging er mit dem 10-Kilo-Sack (rund 16 Euro) nach Hause. Dort will er dann erst mitbekommen haben, dass es der falsche Reis war.
Wieder zurück im Markt soll ihm ein Vietnamese gesagt haben, dass es keinen Umtausch gebe und er wieder gehen soll. Als das nicht geschah, seien weitere Vietnamesen gekommen und hätten auf ihn eingeschlagen.
Daniel C. sei dann auch noch dazugekommen, habe ihn am Hals gepackt, in ein Hinterzimmer gezerrt, ihm dreimal ins Gesicht getreten und ihn schließlich gefesselt.
Wo liegt das Körnchen Wahrheit?
Tatsächlich erlitt der Iraker an dem Tag eine Gehirnerschütterung und mehrere Prellungen.
Duc Minh L. wiederum ließ über seinen Verteidiger erklären, dass der Iraker einfach mit einer Tüte Reis den Markt verlassen und ein Kunde eingegriffen habe. Er selbst will sich nicht beteiligt haben. Die beiden anderen Vietnamesen äußerten sich nicht zu den Vorwürfen.
Ladendetektiv Daniel C. wiederum sprach von Zivilcourage: "Ich war an dem Tag dort einkaufen. Und sah, dass er den Reis mitnehmen wollte. Er stieß zwei Männer weg, da habe ich ihn zu Boden gebracht. Dann wollte er mit einem Glas nach uns schlagen."
Deshalb habe er ihn ins Hinterzimmer gebracht, mit dem Fuß am Boden gehalten und dann mit Handschellen gefesselt.
Wo das Körnchen Wahrheit tatsächlich liegt, sollen nun weitere Zeugen klären.
Titelfoto: Montage: imago/CTK Photo, Peter Schulze