Sie ließen ihre Kinder hungern: Eltern flehen vor Gericht um Milde

Dresden - Die massive Vernachlässigung zweier Mädchen (heute 9 und 7 Jahre) aus dem Landkreis Meißen ist erneut ein Fall für die Justiz. Deren Eltern Nicole (41) und Matthias B. (43) waren zu Haftstrafen verdonnert worden, weil sie ihren Kindern unter anderem nicht ausreichend Essen gaben. Im Berufungsprozess am Landgericht Dresden fordern sie Milde, schweigen aber zu den Vorwürfen.

Matthias (43) und Nicole B. (41) leben jetzt in Niedersachsen. Am Landgericht Dresden kämpfen sie um milde Urteile.
Matthias (43) und Nicole B. (41) leben jetzt in Niedersachsen. Am Landgericht Dresden kämpfen sie um milde Urteile.  © Peter Schulze

Als die Mädchen im Januar 2021 endlich vom Jugendamt in Obhut genommen wurden, war ihr Zustand furchtbar: massiv unterernährt, dreckverkrustet, extrem in der Entwicklung verzögert.

Die Jüngere ist wohl geistig ein Leben lang gezeichnet. Außerdem ist ein Oberarmbruch bei ihr falsch verheilt, weil kein Arzt aufgesucht wurde. Beiden Kindern wurde Pflegestufe drei attestiert.

Der Amtsrichter hatte Nicole zu zwei Jahren und acht Monaten, Matthias zu drei Jahren und sieben Monaten Haft verurteilt. Der Jurist sprach von "unvorstellbarer Empathielosigkeit". Die Bedürfnisse der Kinder wurden "total ignoriert".

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Nun fordern die Eltern Milde. Aber auch die Kammer am Landgericht ließ schon wissen: "Das Urteil könnte höher ausfallen!"

"Akute Kindeswohlgefährdung" von Medizinerin gemeldet

Dennoch muss auch geklärt werden, ob Amt und Kinderärzte rechtzeitig handelten. Denn Vorsorgeuntersuchungen wurden entweder versäumt oder die Eltern hatten fadenscheinige Begründungen, wenn sie zur Ernährung der Kinder befragt wurden.

Bereits im Februar 2018 meldete eine Medizinerin die "akute Kindeswohlgefährdung" ans Amt. Aber es sollte noch zwei Jahre dauern, bis die geschundenen Kleinen in Pflegefamilien kamen. Urteil folgt.

Titelfoto: Peter Schulze

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