Gericht überlastet! Prozess des Bruders von KMN-Rapper "Nash" ist erneut geplatzt
Dresden - Erst fehlte die Unterschrift unterm Urteil, jetzt ist das Gericht überlastet. Immer, wenn sich die sächsische Justiz mit Ammar R. (28) beschäftigt, ist der Wurm drin. Am Dienstag scheiterte ein erneuter Prozessversuch gegen den Bruder von KMN-Rap-Star "Nash" am Landgericht Dresden.
Der Reihe nach: Seit Jahren ermittelt der Staatsanwalt im Umfeld der KMN-Gang wegen diverser Delikte. Auch Ammar kam so aufs Radar. Er soll Marihuana gedealt, eine Frau sexuell belästigt und Polizisten beleidigt haben.
Der Fall wurde 2017 verhandelt und endete damals mit fünf Jahren und sechs Monaten Haft. Aber: Einer der urteilenden Richter war zwischenzeitlich Staatsanwalt geworden und unterschrieb das Urteil nicht.
Prompt hob der Bundesgerichtshof das so ungültige Urteil auf, Ammar kam frei und der Fall sollte am gestrigen Dienstag neu verhandelt werden.
Doch die Kammer setzte das Verfahren nach wenigen Minuten aus. Die Belastungs- und Personalsituation ließe ein langwieriges Verfahren derzeit nicht zu, begründete der Richter.
Ammar R. sitzt trotzdem noch bis Ende 2024 im Gefängnis
Zwar waren ursprünglich nur zwei Tage geplant. Voraussetzung für den "kurzen Prozess" wäre aber eine Verständigung darüber gewesen, wie viel Strafe Ammar nach dem bisherigen juristischen Theater noch zu erwarten hätte. Diese Vereinbarung kam aber nicht zustande.
Die Kammer muss also Zeugen hören, Beweise erheben und Dokumente verlesen. Ein Zeitaufwand, den sie wegen anderer umfangreicher Prozesse auf absehbare Zeit nicht leisten kann. Prozess geplatzt!
Immerhin: Ammar sitzt bis Ende 2024 trotzdem. Wegen weitere Drogendelikte kassierte er ein weiteres (gültiges) Urteil, dass er derzeit absitzt.
Und bei der großen Razzia im Januar 2021 war Ammar einer der Beschuldigten, bekam den Haftbefehl für dieses Ermittlungsverfahren im Knast überreicht.
Ob all die laufenden und unfertigen Prozesse und Verfahren abgeschlossen sind, bis Ammar wieder entlassen wird, steht völlig in den Sternen.
Titelfoto: Peter Schulze