Gefangene misshandelt? Chat-Nachrichten belasten die angeklagten Wärter
Dresden - Protzerei oder unfreiwilliges Geständnis? Am Freitag ging der Prozess gegen Andreas B. (40), Tim W. (52), den AfD-Landesvorstand Daniel Zabel (42), Sven V. (48) und Joel S. (30) vor dem Dresdner Amtsgericht weiter.
Sie sollen als Gefängniswärter Migranten misshandelt haben, wollen sich aber an alle Vorschriften gehalten haben. Dem widersprechen ihre eigenen Chatnachrichten und auch die jetzige Knastleiterin Rebecca Stange (41) spricht von Körperverletzung.
Die eigene Prahlerei der Wärter könnte für sie zum Verhängnis werden: "tür auf wir rein...plötzlich fiel doch die matraze um und wir haben uns alle drei so erschrocken das reflexartig die rechte gesichtshälfte des delinqenten massiert wurde", heißt es in den Chats (Originalschreibweise der Mitteilungen übernommen).
Weiter geht die Nachricht mit den Worten: "als federleichte 88kg auf seinem kopf in stellung gegangen sind wurden ihm anschließend sämtliche gelenke massiert und die nieren ausgeklopft..."
All das schreibt Andreas B. in der WhatsApp-Gruppe "G1" zu einem angeklagten Übergriff von ihm, Zabel und dem Azubi Joel S. auf den Häftling Hamza C.
Heutige Gefängnisleiterin spricht ganz klar von Körperverletzungen
Zabel lässt über seinen Anwalt erklären, dass diese Chats nur ein "Schwanzvergleich" unter Männern gewesen sein. Das Vorgehen sei in allen Fällen ordnungsgemäß gewesen.
Anders sah das die heutige Gefängnisleiterin: Nachdem die Staatsanwaltschaft gegen Zabel wegen der Veröffentlichung eines Haftbefehls ermittelt hatte, nahm sie die Chatverläufe selbst unter die Lupe: "Als ich das gelesen habe, habe ich das als Körperverletzungshandlungen wahrgenommen", so Stange. "'Nierenabklopfen' ist kein Mittel unmittelbaren Zwangs."
Der Prozess wird fortgesetzt.
Titelfoto: Peter Schulze