Frühere Weinprinzessin doch nicht vom Ex angezündet? Freispruch für "Knochenbrecher" Mike!

Dresden - Freispruch! Am späten Nachmittag flossen Tränen der Erleichterung im Landgericht Dresden. Mike A. (54) hat nach Überzeugung der Kammer seine damalige Lebensgefährtin Kati H. (47) nicht mit Bio-Ethanol überkippt und angezündet. Der Kraftfahrer bekommt sogar Entschädigung für seine wochenlange U-Haft und die erlittenen Razzien bei ihm!

Mike A. (54) bestritt seit Beginn der Ermittlungen, seiner damaligen Lebensgefährtin etwas angetan zu haben.
Mike A. (54) bestritt seit Beginn der Ermittlungen, seiner damaligen Lebensgefährtin etwas angetan zu haben.  © Steffen Füssel

Die Anklage hatte ihm gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Demnach stritten Mike und Kati, einstige Weinprinzessin und Feuertänzerin, an jenem Abend im Januar 2021 mal wieder. Dabei habe er sie in ihrem Haus mit Bio-Ethanol übergossen und angezündet.

Zwar rief Mike den Notarzt, wurde die lebensgefährlich verletzte Frau gerettet. Aber 27 Prozent der Haut am Oberkörper sind dauerhaft entstellt. Ihr linker Arm wird in der Bewegung für immer eingeschränkt bleiben.

Der Prozess war bis zum Schluss außergewöhnlich. Denn es standen von Beginn der Ermittlungen an Aussage gegen Aussage.

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Seit März 2025 wurde verhandelt, zahlreiche Zeugen gehört, Gutachten verlesen. Es blieb dabei: Kati sagte, Mike habe sie angezündet. Er sagte, sie habe sich selbst verletzt. Und jede Seite glaubte, genug Beweise zu haben.

Der Staatsanwalt forderte eine Haftstrafe, der Verteidiger den Freispruch

Kati H. (47) wurde durch die Flammen schwer verletzt, lag wochenlang in einer Spezialklinik und ist ein Leben lang von Narben gezeichnet
Kati H. (47) wurde durch die Flammen schwer verletzt, lag wochenlang in einer Spezialklinik und ist ein Leben lang von Narben gezeichnet  © Steffen Füssel

Am letzten Tag stritten Staatsanwalt, Verteidiger und der Anwalt von Kati H., die als Nebenklägerin auftrat, über drei Stunden in ihren Plädoyers.

Der Staatsanwalt sah die Version des Brandopfers bestätigt, forderte für Mike fünf Jahre und zehn Monate Haft. Demnach war die Tat das dramatische Ende einer toxischen Beziehung. Die ehemalige Weinprinzessin habe sich endgültig trennen wollen. Der Streit an dem Abend eskalierte.

Der Verteidiger dagegen forderte Freispruch für den angeklagten Biker, nannte die Nebenklägerin gar eine "Schwurblerin". Ihre Angaben seien falsch.

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So habe Kati zum Beispiel gesagt, sie sei von hinten mit Ethanol übergossen worden. Die Flüssigkeit sei ihr dabei auch übers Gesicht und in den Mund gelaufen. "Wenn dem so gewesen wäre, wären dort auch massive Verletzungen aufgetreten", so der Anwalt.

Aber genau das dokumentierten die Ärzte eben nicht. Katis Anwalt wiederum führt ins Feld, dass Mike bei Bekannten den Spitznamen "Knochenbrecher" hatte. "Er war nicht der nette Mann von nebenan", so der Jurist, der neben einer Haftstrafe auch "mindestens" 30.000 Euro Schmerzensgeld forderte.

Mike A. wird schließlich freigesprochen

Laut der Vorsitzenden Richterin Eva Stief sprachen die objektiven Beweise für den Angeklagten.
Laut der Vorsitzenden Richterin Eva Stief sprachen die objektiven Beweise für den Angeklagten.  © Steffen Füssel

Die Kammer entschied nun auf Freispruch: "Im Zweifel für den Angeklagten", so die Vorsitzende Richterin. "Die objektiven Beweise sprechen für den Angeklagten."

So spräche alles dafür, dass beide um den Kanister gerangelt haben, dabei das Ethanol auslief. Während er sich im Bad davon reinigte, habe sie sich mit dem Feuerzeug - auf dem nur ihre DNA gefunden wurde - angezündet.

"Wohl nicht in suizidaler Absicht", so die Richterin. Vermutlich habe Kati, die zu dem Zeitpunkt schon viel getrunken hatte, die "Situation unterschätzt".

Dass Mike, wie er angab, ihr die brennenden Sachen vom Leib riss, belegt die Tatsache, dass er Brandblasen an den Händen hatte. Kati sagte dagegen, er habe ihr nicht geholfen. Was die Kammer so nicht glaubte und zusätzlich eine zunehmende Belastungstendenz bei der Nebenklägerin erkannte, je öfter sie aussagte.

Nach dem Urteil schloss der anwesende Freundeskreis den sichtlich erleichterten Mike in die Arme. Der Staatsanwalt kündigte bereits an, Revision einzulegen.

Titelfoto: Montage: Steffen Füssel

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