"Faust des Ostens" gehörten bis zu 80 Jugendliche an: Rädelsführer vor Gericht
Dresden - Sie gründeten sich an Hitlers Geburtstag. Sie prügelten vor allem im Umfeld von Fußballspielen. Sie finanzierten sich mit geklautem Alkohol, grüßten sich mit Nazi-Parolen. Der Schlägertruppe "Faust des Ostens" (FdO) gehörten zeitweise 80 Jugendliche an. Jetzt - neun Jahre nachdem sie durch eine Razzia zerschlagen wurde - ist endlich Prozess gegen drei mutmaßliche Rädelsführer am Landgericht Dresden: Felix K. (30), Florian M. (31) und Veit K. (37).
Am 20. April 2010 gründete sich die "Faust des Ostens" laut Anklage in einem Lokal am Dynamo-Stadion.
Als "disziplinierter Haufen", wie Felix in seinem Aufruf an die Kameraden schrieb, der gegnerische Fans, Polizisten und mutmaßliche Ausländer überfallen wollte. Rassistische Pöbelei inklusive.
Um ihre Einheit zu demonstrieren, zog der Trupp ins Heinz-Steyer-Stadion, als dort im August 2010 der DSC gegen Post Dresden (8. Liga) spielte.
Vermummt stürmten die Chaoten den Platz, verprügelten Zuschauer. Spielabbruch. Im April 2011, so die Anklage, zettelten 50 FdO-Mitglieder am Industriegelände eine Schlägerei mit rund 15 Discogängern (darunter Türken, Vietnamesen, Libanesen, Iraner) an. Vatertag 2012 ging der grölende Trupp auf Passanten im Hauptbahnhof los.
Die Vereinskasse wurde laut Staatsanwalt mit geklautem Alkohol gefüllt.
Razzia im Jahr 2012 zerlegte "Faust des Ostens"
Veit, der als Sicherheitsdienst bei Kaufland arbeitete, habe seinen Kumpels gesagt, wann sie unbeobachtet Regale ausräumen können. Champagner, Wodka oder Whisky verschwand in rauen Mengen. Die Spirituosen wurden bei Treffen getrunken oder für acht bis zehn Euro verkauft.
Im Juni 2012 zerlegte die Polizei die "Faust des Ostens" mit einer Razzia. Im Juli 2013 war die Anklage wegen Beteiligung in einer kriminellen Vereinigung fertig. Dann lag die Akte im überlasteten Landgericht. Weil es sich bei den mutmaßlichen Tätern um Jugendliche oder Heranwachsende handelte, waren alle schnell wieder auf freiem Fuß.
Damit hatte aber der Fall keine Priorität mehr, die nur Haftsachen haben. Im Mai 2018 wurde die Anklage zumindest zugelassen, weil sonst alles verjährt gewesen wäre. Nun wird verhandelt. Ein Urteil soll im Juli fallen.
Titelfoto: Peter Schulze