Familien zahlten bis zu 20.000 Euro! Finanzchef der Schleuser vor Gericht
Dresden - Er schleuste laut Anklage nicht nur Landsleute nach Deutschland. Mohammad R. (34) soll auch massiv im hierzulande strafbaren "Hawala-Banking" aktiv gewesen sein. Nun sitzt der Syrer auf der Anklagebank im Landgericht Dresden.
Mohammad war laut Anklage für die Finanzen bei Großschleusungen zuständig. Versteckt auf Ladeflächen von Lastern und in Sattelschleppern wurden von Januar 2020 bis August 2020 Dutzende Flüchtlinge nach Deutschland gebracht.
Über Rumänien, Ungarn bis nach Tschechien oder Polen. Von dort mit Autos oder Kleintransportern über die Grenze ins Bundesgebiet. Pro Flüchtling kassierten die Schleuser bis zu 4000 Euro, Familien zahlten 20.000 Euro.
Nicht selten floss das Geld per "Hawala-Banking". Ein System, das ausschließlich auf Vertrauen beruht. Mit den beteiligten Netzwerkern wird ein Code vereinbart, mit dem Bargeld beim nächsten "Hawaladar" weltweit abgeholt werden kann. Die beiden "Banker" verrechnen untereinander ihre Kosten.
Dieses System ist oft die einzige Möglichkeit, Gelder in oder aus Krisengebieten zu bringen. Weil darüber jedoch auch Geldwäsche oder Terrorfinanzierung abgewickelt werden, ist diese Methode in Deutschland seit 2009 strafbar.
Mohammad aber soll massenhaft solche "Hawala"-Geschäfte abgewickelt haben. Deshalb ist er nun neben den zehn Schleusungen auch wegen des Vergehens gegen das Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz in 1164 Fällen angeklagt. Das Urteil soll Ende Juni fallen.
Titelfoto: Eric Münch