Fahnder loben Schleuser: Er arbeitete (fast) perfekt

Dresden - Gelernt ist gelernt: Über zehn Jahre arbeitete Charbel M. (37) beim Militär im Libanon. Dann kam er nach Deutschland, wo er laut Anklage als Schleuser agierte. Im Prozess am Landgericht Dresden zeigen sich sogar Fahnder beeindruckt. "Respekt", so ein Ermittler im Zeugenstand. "Die Schleusungen von ihm waren militärisch korrekt vorbereitet." Ob das strafmildernd wirkt, bleibt abzuwarten.

Charbel M. soll zahlreiche Menschen illegal nach Deutschland gebracht haben.
Charbel M. soll zahlreiche Menschen illegal nach Deutschland gebracht haben.  © Peter Schulze

Wie berichtet, sollen Charbel M. und seine Lebensgefährtin Soussane C. (39) von November 2022 bis Juli 2024 mehr als 90 Flüchtlinge ins Land geholt haben. Dabei organisierte Charbel den "Transport" ab Minsk, Soussane habe Bahntickets gekauft, damit die Personen im Inland weiterreisen konnten. Im November 2023 aber wurden in Ludwigsdorf illegale Flüchtlinge aufgegriffen, deren Handys beschlagnahmt.

Darin fanden sich Charbels Rufnummer und Chat-Verkehre mit ihm, außerdem Videos, die auf seinem TikTok-Kanal hochgeladen waren. Derlei Filme sind eine Art Arbeitsnachweis.

"Das ist wie Werbung für die Schleuser", so ein Fahnder der Bundespolizei. "Die Kollegen sicherten 79 Videos auf seinem Kanal. So kam der Stein ins Rollen."

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Ergebnis: "Er hat wirklich alles dafür getan, dass die Leute sicher ankommen. Das war alles militärisch korrekt geplant."

Charbel M. zeigt sich teilweise geständig

Diesen Mercedes kassierte die Polizei beim mutmaßlichen Schleuser ein.
Diesen Mercedes kassierte die Polizei beim mutmaßlichen Schleuser ein.  © Staatsanwaltschaft Dresden

So habe Charbel den Umgang mit Handy und GPS so lange erklärt, "bis es der Letzte verstanden hat, damit sich auf den Fußmärschen keiner verläuft", so der Fahnder.

Und: "Er legte fest, wann es losgeht, nachdem das Geld da war. Meist zwischen 4000 und 6500 Dollar pro Person."

Charbel gestand zwar einen Großteil der 16 angeklagten Schleusungen, will aber pro Person nur 500 Euro kassiert haben. Er habe die Taten begangen, um den Preis seiner eigenen Schleusung (10.000 Dollar) abzuzahlen.

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Der Fahnder dazu: "Dann würde er aber weniger verdienen als mancher Fußschleuser. Welcher Chef verdient weniger als seine Untergebenen?"

Lebensgefährtin Soussane sei nach Charbels Angaben unschuldig. Sie habe nicht gewusst, dass er mit ihrem Handy, über ihren PayPal-Account, Bahntickets buchte: "Ich bin ein arabischer Mann. Ich muss nicht fragen, wenn ich etwas von meiner Frau nutze."

Der Prozess wird fortgesetzt.

Titelfoto: Peter Schulze

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