Er brauchte Geld für die Heimfahrt: 24-Jähriger raubt Oma auf Friedhof aus
Bautzen - Am Ende nutzten weder Tränen noch Entschuldigungen. Sebastian S. (24) muss drei Jahre hinter Gitter. Der polnische Koch raubte auf dem Friedhof in Pulsnitz Rentnerin Renate N. (74) die Handtasche. Nun wurde er vom Amtsrichter in Bautzen verurteilt.
Im März stand die Witwe am Grab ihres Mannes. "Da lief ein Herr in rotem Anorak über den Friedhof. Den kannte ich nicht. Zur Sicherheit hielt ich meine Handtasche richtig fest."
Und tatsächlich: Der Mann entriss ihr die Tasche, rannte davon. "Ich rief um Hilfe, bin hinterher. Aber er war ja viel schneller", so Oma Renate.
Die alarmierte Polizei bekam von Zeugen die Hinweise, dass der Täter in einem Audi mit Emsländer Kennzeichen geflohen sei. Ringfahndung.
Als Sebastian Blaulicht und Sirene vernahm, trat er aufs Gas. Der Audi überholte riskant, flog in Gelenau (bei Kamenz) am Bahnübergang aus der Kurve, hob ab und landete 46 Meter weiter in der Hecke eines Gartens.
Die 450 Euro, die Sebastian Oma Renate geklaut hatte, fand die Polizei in dessen Unterhose. "Ich floh ja nicht wegen der Handtasche, sondern weil ich keinen richtigen Führerschein hatte", sagte der Angeklagte, der nur eine spanische Lizenz für Mofas besaß.
Seinen Audi hatte er erst im Dezember gekauft. Der ist nun Schrott, die Raten (24.000 Euro) bleiben fällig.
Der Angeklagte ist mehrfach vorbestraft
Weinend entschuldigte sich der Angeklagte bei Renate N.: "Ich wollte nach Hause, hatte aber kein Geld", so der in Polen mehrfach Vorbestrafte.
Er arbeitete als Staplerfahrer in Niedersachsen in einer Schlachterei (Tönnies-Gruppe), habe wegen schlechter Bezahlung gekündigt und wollte heim.
Richter Dirk Hertle (57) ließ sich nicht erweichen: "Auf Friedhöfen sollen die Leute in Ruhe und Sicherheit trauern. Wenn Taten wie diese mit Bewährung geahndet würden, könnten wir einpacken."
Titelfoto: Thomas Türpe