Er war einst Weltmeister, dann wurde Pawel kriminell
Dresden - Was für ein böser Karriereknick! Einst war Pawel S. (35) U23-Weltmeister im Cyclocross. Schlimm genug, dass dem Radsportler der Titel wegen Dopings gestrichen wurde. Nun sitzt er auf der Anklagebank im Landgericht Dresden.
Er führte mit seinem Bruder (33) eine Bande von Planenschlitzern an, die in Sachsen auf Raststätten ihr Unwesen trieb. Jetzt ist Prozess gegen den Zweiradexperten und seinen "Mitarbeiter" Rafal B. (36).
Kein sächsischer Rastplatz, den die Bande nicht heimsuchte. Die Masche: Einer schlitzt die Plane eines Lasters auf. Findet sich darin "Brauchbares", steigen "Umlader" auf die Ladefläche, räumen sie leer.
Die Ware geht direkt auf den Laster der Bande, der sofort Richtung Polen startet. Von da wird die heiße Ware über Lager nach Russland und die Ukraine verscherbelt.
So verschwanden lasterweise LEGO-Bausteine, Turbolader für Mercedes, Fernseher oder Autoreifen. Allein Pawel rechnet die Anklage einen Schaden von gut 160.000 Euro an.
Pawel hatte sich eine neue Existenz auf Mallorca als Radhändler aufgebaut
Er gab alle Taten zu: "Wenn Sie meine DNA nicht an den Planen fanden, liegt das daran, dass ich unseren Lkw fuhr", sagte er. Auch Rafal gestand: "Für eine Fahrt bekam ich 5000 Złoty."
Pawel hatte sich nach dem dopingbedingten Sport-Aus eine neue Existenz auf Mallorca als Radhändler aufgebaut. Doch laut der Ermittler agierten er und sein Bruder seit 2013 auch im Planenschlitzer-Geschäft.
Im November 2023 rückten Fahnder zur Razzia beim Bruder in Polen (wartet dort auf seinen Prozess) und zu Pawel nach Spanien aus. "Sie kamen morgens, sprengten die Tür und beschlagnahmten alle Räder", berichtete der Angeklagte.
Die hundert hochwertigen Drahtesel holte die sächsische Justiz übrigens zur Vermögensabschöpfung nach Dresden. Sie lagern nun in der Asservatenkammer. Urteil folgt.
Titelfoto: Fotomontage: Steve Schuster//Tino Plunert//IMAGO/Isosport