Dresdner Traditionsbäckerei zugrunde gerichtet: Ex-Chef verjubelte Zehntausende Euro
Dresden - Als der Striesener Traditionsbäcker Dietrich Grundmann (75, Eigentümer in dritter Generation) vor drei Jahren aus Altersgründen aufhörte, schien ein Happy End möglich: Eine Investorengruppe übernahm und änderte den Namen in "Grundmanns". So sollte das damals 113 Jahre alte Traditionsunternehmen in der Krenkelstraße weiterbestehen. Doch dann kam alles anders: Insolvenz!
Seit dem gestrigen Mittwoch steht der ehemalige von den Investoren eingesetzte Geschäftsführer Udo. L. (57) vor Gericht.
Laut Anklage soll er nach und nach 40.865 Euro aus der Betriebskasse privat verjubelt haben. "Es war irreparabler Blödsinn. Unüberlegt", erklärte Udo der Richterin lächelnd.
Er gestand, was die Anklage vorwarf: Von Mai bis Juli 2022 überwies Udo eigene Rechnungen vom Bäckereikonto, hob Bares ab und behielt Tageseinnahmen. Die Kohle ging unter anderem für Online-Casinos oder Escort-Damen drauf.
"Dass Sie damit die Existenzen Ihrer Kollegen gefährdeten, muss Ihnen doch klar gewesen sein", so die Richterin. "Was soll ich sagen", antwortete er achselzuckend.
Udo L. hatte die Kontrolle über den Tresor
Tatsächlich hatte Udo einen guten Stand bei der Belegschaft, arbeitete er doch ursprünglich als Bäcker mit.
"Ich kam 2020 aus dem Knast in Cottbus, kam wieder nach Dresden, lebte anfangs im Übergangswohnheim und bekam einen Job bei einem anderen Bäcker", so Udo, der im September 2021 zu Grundmanns gewechselt war.
Die Gesellschafter der Investorengruppe, der die Bäckerei da schon gehörte, betrauten ihn schnell mit der Kontrolle des Tresors. Dann wurde er gar als Geschäftsführer eingesetzt. Ob die Investoren wussten, wer Udo wirklich ist, wurde bisher nicht geklärt.
Doch der Bäcker ist für die Justiz kein Unbekannter. So kassierte er schon drei Jahre Haft, weil er als windiger Finanzberater unterwegs war und auch das Konto seiner dementen Mutter plünderte.
Apropos: Wegen seiner ganzen Schulden leistete er 2021 einen Offenbarungseid. Darin verschwieg er allerdings, dass sein Lohn auf das Konto seiner Freundin mithin an Gläubigern vorbeiging, sowie das Erbe (15.000 Euro) seiner inzwischen verstorbenen Mutter. Der Prozess wird fortgesetzt.
Titelfoto: Montage: Peter Schulze, Norbert Neumann