Illegaler Waffenbesitz! Rechter Rentner vor dem Richter
Dresden - Der Dresdner Rentner Jürgen S. (66) ist ein Urgestein der rechtsextremen Szene: Ob Neonazi-Aufmarsch zur Bombardierung Dresdens, AfD- oder "Freie Sachsen"-Kundgebung, fast überall ist er in der ersten Reihe dabei.
Mit dabei war er auch bei der Razzia gegen die "OfflineVernetzung Dresden" am 15. Dezember 2021. Tatsächlich fanden die Ermittler Waffen bei ihm, weshalb er am gestrigen Mittwoch auf der Anklagebank landete.
Die Telegram-Gruppe "OfflineVernetzung Dresden" soll geplant haben, den Ministerpräsidenten zu ermorden. Die Verfahren gegen deren Mitglieder wegen dieser Pläne wurden mittlerweile allerdings eingestellt, da sie nicht nachweisbar waren.
Ob Jürgen S. überhaupt Mitglied der Gruppe war, ist fraglich. Trotzdem rückte das Landeskriminalamt vor mehr als zwei Jahren bei ihm ein.
Dort fanden sie einen historischen Revolver und einen Elektroschocker in Taschenlampenform.
"Das ist ein altes Familienerbstück", sagt Jürgen S. zu der Pistole. "Die Strumpfbandpistole meiner Mutter."
Getarnte Waffen sind in Deutschland generell verboten
Ändert nichts: Der Waffensachverständige des LKA prüfte die rund 100 Jahre alte Waffe und konnte tatsächlich Schüsse mit ihr abfeuern. Auch den Kauf des Elektroschockers vor zehn Jahren räumt er ein: "Der lag in der Auslage in der Tschechei", sagt er.
Und weiter: "Wir hatten im Garten schon einen Fuchs, ich hatte den für meine Frau zur Tierabwehr geholt."
Getarnte Waffen sind jedoch in Deutschland generell verboten. Für den Revolver bräuchte Jürgen S. eine Waffenbesitzkarte. Gegen 600 Euro stelle der Richter den Prozess gegen den bislang nicht Vorbestraften ein.
Titelfoto: Peter Schulze