Dresdner Justizbeamte fahnden nach Hooligan, dabei sitzt er in London im Knast
Dresden - London calling? Die sächsische Justiz vermisst einen Dresdner Hooligan. Zum wiederholten Mal versuchte das Amtsgericht in Elbflorenz, gegen Sebastian R. (44) zu verhandeln. Doch Zeugen, Richterin, Staatsanwältin und Anwalt warteten erneut vergeblich auf ihn. Dass der mehrfach verurteilte Schläger derzeit in London in Haft sitzt, ist hier nicht wirklich bekannt...
Immer wieder geriet Sebastian R. mit dem Gesetz in Konflikt. Zuletzt wurde der Türsteher verurteilt, weil er Zirkuslegende André Sarrasani (50) zwei Zähne ausschlug. Die fünf Monate Haft wurden aber zur Bewährung ausgesetzt.
Im September, mithin in der Bewährungszeit, prügelte er sich am Rande des Länderspiels England gegen Deutschland massiv in einem Pub in Stadionnähe auf der Insel.
Die Briten machten kurzen Prozess: Der Sachse kam in U-Haft und kassierte im Dezember drei Jahre Gefängnis. Das bestätigte der Harrow Crown Court in London unter anderem auch TAG24.
Zeitgleich versuchte das Amtsgericht im Dezember, gegen Sebastian wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte zu verhandeln. Bei einer Kontrolle in Dresden soll er handgreiflich geworden sein.
Natürlich platzte der Prozess, saß Sebastian doch in London in U-Haft, was der Justiz hier erst zu spät bekannt gewesen sein will. Das war ja schon peinlich genug.
Justiz wartete vergeblich auf Angeklagten Sebastian R.
Am Donnerstag aber startete das Amtsgericht einen neuen Versuch – und wartete wieder vergeblich. Zwar ist im aktuellen Strafregister inzwischen eine Verurteilung aus London notiert. Aber die kann hier offenbar niemand "einordnen".
Im Dokument steht: drei Jahre – anderer Art. Das wiederum, so die Mutmaßung der versammelten Dresdner Juristen, könnte auch bedeuten, Sebastian sei auf Bewährung draußen und gar nicht mehr auf der Insel.
Nachfragen in London jedenfalls blieben angeblich erfolglos. Und die hiesige Polizei fand ihn in heimischen Gefilden bislang auch nicht. Der Prozess wurde also erneut vertagt.
Bis irgendwann ein offizielles Schreiben aus London oder der Angeklagte auftaucht.
Titelfoto: Bildmontage: Peter Schulze, 123rf/Dmitry Naumov