Prozess um totes Baby von Niederau: Warum ließ Nicole R. ihr Kind sterben?
Dresden/Niederau- Der grausame Fund erschütterte Sachsen im Dezember 2017. Der Azubi einer Agrargenossenschaft entdeckte auf einem Feld bei Niederau ein totes Baby.
Ab Mittwoch steht Kindesmutter Nicole R. (32) vor der Schwurgerichtskammer am Landgericht Dresden. Sie muss sich wegen Totschlages verantworten.
Laut Anklage brachte Nicole R. ihren Sohn Anfang Dezember im Auto unweit des Ackers zur Welt. Die Melkerin soll auch Lebenszeichen des Kindes (Schreie) vernommen haben. Doch sie wickelte den wehrlosen Jungen in ein Handtuch und legte das Bündel auf dem Feld bei einer Mauer ab.
Das Kind erfror jämmerlich. Die Leiche des Jungen wurde Tage später von einem Azubi der Genossenschaft entdeckt, der dort Reparaturarbeiten durchführen sollte.
Die Schwangerschaft hatte die Frau ihrer Familie und ihrem Freund gegenüber verheimlicht, weil ihrer Ansicht nach das Kind die Beziehung belasten würde.
Die Polizei fahndete fast vier Wochen nach der Mutter. Dabei wurde auch die Öffentlichkeit eingeschaltet, denn die einzige Spur waren lange Zeit nur die Handtücher, in die das Baby gewickelt worden war. Schon damals gingen die Fahnder davon aus, dass die Kindesmutter aus der Region kommen muss.
Die Ermittler nahmen von 20 Frauen im Umkreis DNA-Spuren, gingen Hinweisen aus der Bevölkerung nach. Und unter diesen Hinweisen war letztlich der entscheidende Tipp.
Anfang Januar ermittelten die Beamten Nicole R. Vormittags gab sie ihnen eine DNA-Probe. Am Nachmittag war klar: Die Melkerin ist die Mutter des toten Jungen. Sie legte sofort ein Geständnis ab.
Für den Prozess hat die Kammer bisher vier Verhandlungstage geplant. Das Urteil soll schon Anfang November fallen.