Missbrauchs-Opfer falsch befragt? Freispruch für Kita-Praktikant gefordert
Dresden - Seit Anfang Januar verhandelt das Landgericht Dresden über den mutmaßlichen Kindesmissbrauch an einer Kita in Striesen (TAG24 berichtete). Laut Anklage vergriff sich Alex H. (24) als Praktikant in der Einrichtung an vier Kindern (alle Jahrgang 2012).
Jetzt forderte der Staatsanwalt mehr als fünf Jahre Haft für ihn. Seine Verteidiger verlangen Freispruch und stützen sich dabei vor allem auf die Angaben des Gutachters im Prozess, den das Gericht geladen hatte.
Die Kammer bat Dr. Steffen Dauer (56), die Aussagen der Kinder einzuschätzen. Was der renommierte Rechtspsychologe zu sagen hatte, war verheerend: "Seiner Einschätzung nach wurden die Kinder von ihren Eltern, vor allem aber von der Polizei suggestiv vernommen. In einem Fall sprach er sogar von Kontaminierung des Gedächtnisses als Folge der massiven suggestiven Befragung", sagte Verteidiger Martin Wissmann (53), dessen Mandant Alex H. im Prozess zu den Vorwürfen schwieg.
Eines ist schon jetzt klar: Egal wie das Urteil in ein paar Tagen lautet, der Fall geht in die Revision. Aus den fehlerhaften Vernehmungen der Kinder durch die Polizei hat die Justiz immerhin gelernt.
Ab sofort sollen kindliche Opfer schon während der Ermittlungen richterlich per Video vernommen werden. Übrigens ist das keine neue Erfindung. Die Variante wurde in dem Fall schlicht nicht angewendet, hätte aber viel Ärger erspart.