Zeugen in großer Angst! Prozess gegen Clan-Mitglieder der Tschetschenen-Mafia geht weiter
Dresden - Dass Verfahren gegen das organisierte Verbrechen leicht sind, hat wahrlich niemand in der Dresdner Justiz behauptet. Aber die Prozesse gegen die mutmaßliche "Tschetschenen-Mafia" am Landgericht Dresden sind zum Dauerbrenner geworden. Und werden es auch 2019 bleiben.
Vier Prozesse mit insgesamt 15 Angeklagten laufen derzeit am Landgericht. Der erste Prozess begann bereits im Oktober 2017. Laut Anklage haben die Männer, vorrangig Tschetschenen, Landsleute hier bedroht, attackiert und um Schutzgeld erpresst. Es reichte demnach, sich abfällig über Tschetschenen zu äußern, um mit dem Clan Ärger zu bekommen.
Die Prozesse sind zäh. Zeugen haben Angst. Verteidiger kämpfen mit harten Bandagen. Immer wieder müssen Verhandlungen unterbrochen werden. Im Zuschauerraum sitzen oft Mütter, Frauen oder Freundinnen der meist in U-Haft sitzenden Männer. Ihr gutes Recht.
Doch die Damen sorgten in den Pausen für so viel Gewusel an der Anklagebank, dass die Wachmänner bei ihrer Aufsichtspflicht ins Schwimmen kamen.
Um dem Einhalt zu gebieten, wurde in einem Saal eine gläserne Trennwand zum Zuschauerraum aufgebaut, der seither spöttisch "Aquarium" genannt wird.
Trotz allem scheren sich einige Angeklagte nicht die Bohne um Recht und Gesetz. So begann erst im Dezember ein weiterer Prozess gegen Isa S. (31), der schon seit Oktober 2017 vor Gericht sitzt. Er soll aus dem Knast heraus einen Mord an einem Zeugen in Auftrag gegeben haben.
Zum Glück hörte das LKA das Telefon ab, verhinderte die Tat. Überbringer des Auftrags war demnach die Gattin Marina (29), die nun mitangeklagt ist.
Nach Khadzhimurat F. (49), Angeklagter aus dem vierten Prozess-Komplex, wird gar international wegen versuchten Totschlags gefahndet. Die Verteidiger erreichten im Sommer per Beschwerde am Bundesverfassungsgericht, dass einige Angeklagte aus der U-Haft entlassen wurden.
Auch Khadzhimurat F. Laut Justiz soll er prompt versucht haben, seine Ehefrau zu töten, weil die ihn verlassen wollte. Seither ist er auf der Flucht (TAG24 berichtete).
Titelfoto: Steffen Füssel