Hartes Urteil für Schleuser: Auf diesem bizarren Weg kam er an seine Aufträge!
Dresden - Fast täglich vermeldet die Bundespolizei riskante Schleusungen nach Sachsen, oft fahren Ukrainer die illegalen Transporte. Nun gab Boryslav Y. (22) vor dem Dresdner Amtsgericht einen seltenen Einblick, wie es dazu kommt. Auf Gnade konnte er trotzdem nicht hoffen.
Bis zum Kriegsbeginn verlief das Leben des jungen Mannes absolut unauffällig: In Mariupol geboren, studierte fast bis zum Abschluss Jura. Doch dann kam der Krieg dazwischen, Boryslav Y. floh ins Nachbarland: "Als ich nach Polen kam, habe ich fast ein ganzes Jahr in einem Lager gearbeitet", sagte er am Montag vor Gericht aus. "Es war schwer für Ukrainer in Polen Arbeit zu finden."
700 Euro hätte er verdient, 500 Euro musste er für die Miete zahlen. Dann wurde er krank, eine Ärztin sagte ihm, die Medikamente müsse er selbst zahlen.
"Ich habe im Internet eine Arbeit gesucht", sagt der Ukrainer. "Da bin ich bei TikTok auf eine Anzeige gestoßen, dass man Menschen transportieren könne. 100 Euro pro Person wurden versprochen."
So setzte er sich mit einem Witaly in Kontakt, der versichert haben soll, alles wäre legal. Von der Slowakei aus fuhr er dann am 29. März sieben, am 4. April elf und am 5. April nochmal sechs Illegale von der Slowakei aus nach Dresden.
Auf der letzten Fahrt landete er in Untersuchungshaft, bekam so für alle drei Touren keinen Lohn mehr. Erst vor der letzten Fahrt sei ihm in den Sinn gekommen, dass das illegal sei.
Dresden: Richter glaubt Schleuser-Fahrer nicht - Haft!
Das nimmt Richter Arndt Fiedler (59) dem Jurastudenten allerdings nicht ab: "Dass sie nicht wussten, dass es sich um Illegale handelt, ist nicht glaubhaft", sagt er. "Sie sind durch viel Geld in kurzer Zeit gelockt worden. Das sind aber keine Kavaliersdelikte, sondern schwerste Verbrechen und verlangen eine empfindliche Strafe."
Urteil: Drei Jahre Gefängnis ohne Bewährung.
Titelfoto: Peter Schulze