Unter den Augen der Hebamme: Maxim erstickte am Fruchtwasser

Dresden - Wie hart kann das Schicksal einen Menschen treffen? Nach zwei Fehlgeburten hatte Irina W. (36) sich so über ihre bisher unkomplizierte Schwangerschaft mit Maxim gefreut. Auch nach der Niederkunft am 7. Februar 2016 schien alles gut. Doch Maxim überlebte nur 23 Minuten - erstickte am Fruchtwasser.

Hebamme Annelies Z. (70) musste sich gestern wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten.
Hebamme Annelies Z. (70) musste sich gestern wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten.  © Peter Schulze

Der Staatsanwalt ist sicher: Hätte Hebamme Annelies Z. (70) besser aufgepasst, wäre der Kleine noch am Leben. Gestern startete der Prozess wegen fahrlässiger Tötung am Amtsgericht.

Kurz bevor die Geburt anstand, plante Irina noch einmal um: Eigentlich sollte Maxim in Dresden zur Welt kommen, doch dann erklärte sich Hebamme Annelies bereit, dem Kind auf die Welt zu helfen: "Ich hatte sie über Freunde und Familienangehörige kennengelernt", erinnert sich die gelernte Krankenschwester. "Sie hat mich schon vorher sehr vertrauensvoll betreut. Wir waren so voller Hoffnung und dachten, jetzt kann gar nichts mehr schiefgehen."

Als dann die Wehen einsetzten, ging es mit der Hebamme ins Helios Klinikum in Pirna. Auch hier lief zunächst alles gut: Maxim kam um 6.48 Uhr mit 3770 Gramm auf 53 Zentimeter Körpergröße auf die Welt, Freund Markus K. (30) schnitt die Nabelschnur durch. "Ich habe ihn angesehen und gesagt: Jetzt haben wir es geschafft", sagt die Mutter vor Gericht und bricht in Tränen aus. "Ich war auf Wolke Sieben, der Startschuss in ein neues Leben!"

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Laut Anklage legte die Hebamme den Kleinen an die Brust der Mutter, kontrollierte aber zu lange die Lebensfunktionswerte wie Atem und Puls nicht. Erst als der Vater nach der Blässe und Schlaffheit fragte, soll sie den Arzt geholt haben. Doch da war es schon zu spät: Wiederbelebungsversuche schlugen fehl. Die Untersuchung zeigte: Fruchtwasser war in Maxims Lunge geflossen, der Junge erstickt. Verdächtig: Am Tag nach dem Tod wurde in den Protokollen zur Geburt herumgeschmiert, Werte einfach überschrieben.

Die Angeklagte äußert sich vorerst nicht zu den Vorwürfen. Mutter und Vater bestätigen im Wesentlichen die Anklage. Allerdings hatte das Paar den Prozess angestrebt: "Ich will einen Abschluss finden", sagt Irina TAG24. "Und dass so etwas in Zukunft nicht mehr passiert, dass Maxim wenigstens nicht umsonst gestorben ist." Der Prozess wird fortgesetzt.

Baby Maxim wurde nur 23 Minuten alt, erstickte kurz nach der Geburt.
Baby Maxim wurde nur 23 Minuten alt, erstickte kurz nach der Geburt.  © privat

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