Dealerin mit 62 vor Gericht: Wie eine Omi aus Gorbitz ins Drogengeschäft schlitterte
Dresden - Alle hielten sie für die treusorgende Omi aus Dresden-Gorbitz. Aber Kerstin L. (62) handelte mit Rauschgift!
Die ehemalige Sekretärin muss sich am Landgericht Dresden verantworten, weil sie mit weit über einem Kilo Crystal gedealt haben soll.
Dabei wurde Oma Kerstin offenbar selbst Opfer skrupelloser Drogen-Banden. Eigentlich waren sie und ihr Mann nach Gorbitz gezogen, weil dort ein Zimmer mehr war. "Wir hatten zeitweise unsere Enkeltochter in Pflege", so die gelernte Sekretärin.
"Eines Nachts wurden wir in unserer Wohnung überfallen und ausgeraubt", erinnert sie sich. Kurz darauf sei sie auf der Straße angesprochen worden, "ob man mir helfen könnte, so kam ich mit den Tschetschenen ins Gespräch". Und die wussten "zufällig", dass Kerstin gelegentlich selbst konsumiert und brachten ihr Crystal. "Dann fragten sie, ob ich auch verkaufen könnte."
Die Omi ging darauf ein und geriet in einen Drogenstrudel.
"Ich habe nur selten verkauft, mir war das zu heikel. Andererseits hatte ich immer Stoff für mich da", so Kerstin L., die völlig den Überblick verlor, bis ihre "Zulieferer" erklärten, sie habe 16.000 Euro Schulden, die sie abarbeiten müsste. "Ich musste das vor meinem Mann verheimlichen. Hatte Angst, zur Polizei zu gehen, weil sie drohten, ihm oder meinen Kindern was anzutun."
Und so klingelte regelmäßig ein "Hamza", brachte Drogen, holte Drogen ab oder forderte Geld ...
Urteil im Fall steht noch aus
Der Zufall "rettete" Kerstin: Im April schlichtete die Polizei in der Nachbarschaft einen Streit.
"Da kam aus der Wohnung von Frau L. ein Mann, der augenscheinlich unter Drogen stand. Den haben wir kontrolliert, fanden Crystal und sind dann in ihre Wohnung." Kerstin L., die seither in U-Haft sitzt: "Für mich war es eine Erleichterung, als die Polizei klingelte und dem ein Ende machte."
Urteil folgt.
Titelfoto: Steve Schuster