Das wirre Leben einer jungen Frau vor Gericht: Krankenschwester gebissen, Amt betrogen?
Dresden - Selten dringt der harte Alltag aus der Psychiatrie nach außen. Doch da Abir A. (27) dort so aggressiv auftrat, erstattete das Klinikum schließlich Anzeige gegen sie. Da sie auch an anderen Stellen auffällig wurde, landete sie am gestrigen Donnerstag vor dem Dresdner Landgericht.
Abir A. hatte es nicht einfach in ihrer Vergangenheit, leidet unter psychischen und auch körperlichen Problemen. Nach einer Corona-Infektion saß sie eine Zeit lang im Rollstuhl, aber auch dies hielt sie nicht von Übergriffen ab.
Laut Anklage soll sie am 26. Februar 2022 in der psychiatrischen Klinik die Krankenschwester Yulia S. (24) in den Arm gebissen haben, ihr später gedroht haben, sie abzuknallen.
Im März soll sie mit einem Messer auf ihren Ex-Mann und auch auf Polizisten losgegangen sein - allerdings ohne sie zu verletzen.
Zuletzt wirft die Staatsanwaltschaft ihr vor, dem Jobcenter nicht mitgeteilt zu haben, dass zwei ihrer Töchter mittlerweile im Libanon sind. So soll sie 5294,57 Euro zu viel Hartz IV bezogen haben.
Letzteres streitet sie ab. "Ich habe da keinerlei Erinnerungen", sagte sie zu den Übergriffen. "Aber ich bin da irgendwie ausgeflippt."
Die gebissene Krankenschwester sieht das anders: "Ich weiß nicht, was das für Gedächtnislücken sein sollen", sagt sie. "Sie hat mir am Folgetag erzählt, dass sie verstehen kann, dass wir Anzeige erstattet haben."
Kommt Abir A. dauerhaft in eine Fachklinik?
Es wäre auch nicht die erste Attacke gewesen.
Einmal habe sie sogar einem Polizisten die Pistole entreißen wollen, im letzten Augenblick soll ein Kollege dazwischengesprungen sein. "Ich möchte sagen, dass mir das alles leidtut", so die Angeklagte.
Nun muss das Gericht entscheiden, ob sie verurteilt oder in einer Klinik untergebracht werden muss.
Titelfoto: Peter Schulze