Casino-Betrugsprozess geplatzt: Gericht kapituliert vor Corona
Görlitz - Rien ne va plus. Nichts geht mehr wegen Corona. Noch bevor am Landgericht Görlitz die Anklage in einem Wirtschaftsprozess verlesen wurde, strich Chefrichter Theo Dahm (60) die Segel.
"Unter diesen Bedingungen ist eine Durchführung des Verfahrens unzumutbar", sagte er und schickte alle sechs Angeklagten (48 bis 77 Jahre) nach Hause.
Die fünf Männer und eine Frau sollen mit maroden Spielcasinos 18 Millionen Euro ergaunert haben. Laut Anklage übernahmen sie in Tschechien derlei Betreibergesellschaften, verkauften dann Unternehmensbeteiligungen dafür. Angepriesen als hochrentabel und sicher, was sie laut Anklage nicht waren.
Über zehn Verhandlungstage plante die Kammer im 140 Quadratmeter großen Saal. Aber die Prozessbeteiligten saßen zu dicht gedrängt. Die Plexiglasscheiben als Trennwände waren suboptimal.
"Dadurch ist die Akustik massiv beeinträchtigt und außerdem sieht das Gericht die Angeklagten nicht, weil die Scheiben spiegeln."
Die einzigen Fenster, durch die laut Hygienekonzept ständig gelüftet werden müsste, sind unmittelbar hinterm Richtertisch. "Bei winterlichen Temperaturen geht das gar nicht", so Dahm.
Auch "Ausweichoptionen" wie Turnhallen oder der Tagungssaal eines Hotels wurden verworfen. Folglich platzte der Prozess. Verhandelt wird, wenn die Voraussetzungen dafür stimmen. Wann auch immer ...
Titelfoto: Montage: Holm Helis (2)