Böser Familien-Zwist: Kläger erhalten Nachhilfestunde vom Gericht
Riesa - Eine gemeinsame Weihnachtsfeier gibt es bei ihnen wohl nicht. Eine Familie aus dem Landkreis Meißen beschäftigt seit Jahren die Justiz. Die Truppenteile haben sich über den Zoff um Flurstücke auf dem familieneigenen Grundstück verkracht. Nun stellte die Amtsrichterin in Riesa wenigstens den Rechtsfrieden wieder her.
Einst lebten Roland (65) und sein inzwischen verstorbener Bruder Wolfgang S. samt ihrer Familien auf dem großen Grundstück unweit von Riesa. Irgendwann gab es Knatsch um einzelne Flurstücke. Die "Lager" wurden sich spinnefeind, es hagelte Anzeigen.
Nun saßen Roland (65), Gattin Brigitta (60) und Junior Andreas (36) wegen Hausfriedensbruchs auf der Anklagebank. Angezeigt vom Neffen und Cousin (44), der für seine Eltern agierte.
Beim Sanieren einer Wohnung habe das "Lager Roland" ein Flurstück, das zu dem Zeitpunkt noch zum "Lager Wolfgang" gehörte, betreten. "Dabei verschwand auch Mobiliar", so der Junior aus dem "Lager Wolfgang".
Geduldig hörte sich die Amtsrichterin das an und erklärte, dass Zivilrecht und Strafrecht nicht unbedingt übereinstimmen müssen. Egal, wem das Flurstück gehört. Eine Straftat liege nur vor, wenn ein "befriedetes Gebiet" betreten wurde. Sprich, ein Zaun oder einer Barriere überwunden wurde.
Aber: Sämtliche Zäune, Hecken und Tore wurden vom "Lager Roland" aufgestellt. Und ihre eigenen "Barrieren" können sie überwinden, so viel sie wollen.
So sprach die Richterin alle drei frei. "Ich hoffe, es zieht Ruhe ein", so die Juristin. Immerhin: Rolands Schwägerin und ihr Sohn leben nicht mehr auf dem Grundstück bei Meißen. Und auch zivilrechtlich haben sich beide Seiten inzwischen geeinigt.
Titelfoto: Peter Schulze