Beamter vor Gericht: War der Polizist zu faul für 'ne Anzeige?
Dresden - Kein Freund und Helfer war Polizist Christian S. (45) vor mehr als zwei Jahren in Loschwitz. Nach einem Streit im Verkehr schubste Renault-Fahrer Justin F. (25) einen Radler auf dem Bordstein, fuhr davon. Doch der Beamte wollte darin keine Körperverletzung sehen.

Am Nachmittag des 17. Februar 2023 war Strafrechtsanwalt Uwe Mosig (56) mit dem Rad auf dem Weg nach Hause, bis zum Schillerplatz ohne Probleme. "Dort bin ich an der Fußgängerampel auf die Fahrbahn", so der Jurist. "Der Autofahrer hinter mir war sehr erregt, hupte eigentlich über die gesamte Brücke."
Als er am Körnerplatz halten musste, stieg Justin aus, beschimpfte den Radler und schubste ihn um. Verletzungen trug Mosig keine davon. Trotzdem alarmierte er die Polizei.
Mit einer jungen Kollegin traf wenig später Christian S. ein. "'Was wollen Sie jetzt von uns? Es ist doch nichts passiert!', hat er gesagt", so Mosig. Der Polizist habe in der Attacke nur eine tätliche Beleidigung gesehen. Nachdem sich beide eine Weile gestritten hatten, ob das nun Körperverletzung war oder nicht, fuhr Mosig schließlich davon, erstattete später noch mal Anzeige.
Der Polizist selbst behauptet über seinen Anwalt, Mosig wäre einfach weggefahren, er habe letztendlich doch das Formular für einen Strafantrag geholt. Jedoch fertigte Christian S. anschließend auch keinen Bericht zu dem Vorfall.
Auch weil Auto-Krawallo Justin - anderen Kollegen sei Dank - wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr, Beleidigung und versuchter Körperverletzung zu 3000 Euro Geldstrafe verurteilt wurde, stellte der Richter das Verfahren gegen den Beamten ein. Dafür muss er aber 800 Euro an "Brot für die Welt" zahlen.
Titelfoto: Ove Landgraf