Lange Gesichter auf der Anklagebank: Uhren-Räuber von Glashütte schwänzen Termin!
Dresden - Irgendwie war es abzusehen! Am Landgericht Dresden wartete am Donnerstag die 17. Große Strafkammer vergeblich auf drei Angeklagte.
Die Männer waren im November 2023 von der Polizei verhaftet worden, kurz nachdem sie aus einem Edel-Uhrenladen in Glashütte 28 Zeitmesser und zwei Tintenfüllhalter für 115.000 Euro geklaut hatten.
Doch die Justiz ließ das Trio im Juli 2024 laufen! Und zu ihrem Prozess am heutigen Donnerstag erschienen die mutmaßlichen Täter nicht.
Rückblick: Am Nachmittag des 05. Dezember 2023 ging bei der Polizei der Alarm aus einer NOMOS-Filiale in der Glashütter Innenstadt ein. Der Laden war von zwei Männern, die mit Skimasken überm Kopf und Nageleisen agierten, ausgeräumt worden.
Großfahndung! Mit Erfolg: Wenig später wurde im benachbarten Liebenau wurde ein Renault gestoppt.
Am Steuer saß Adam P. (42). Im Fond Beifahrer Grzegorz J. (48) und David M. (41) nebst der Beute aus dem Geschäft. Nach TAG24-Informationen hatten die Männer den Wagen eigens für diese Fahrt in Polen gemietet. Mechaniker Adam wartete mit laufendem Motor, während Schlosser Grzegorz und Tischler David maskiert den Laden stürmten. Das Trio kam in U-Haft.
Prozess gegen Uhren-Räuber ausgesetzt: neuer Haftbefehl nicht möglich!
Ein halbes Jahr später prüfte das zuständige Oberlandesgericht (OLG), ob das sogenannte Beschleunigungsgebot gewahrt wurde. Denn länger als sechs Monate darf kein mutmaßlicher Täter in U-Haft bleiben.
Zwar war zu dem Zeitpunkt schon die Anklage fertig, das Gericht hatte sogar schon an die im Knast sitzenden Männer Ladungen zum heutigen Termin verschickt.
Aber das OLG entdeckte in den Akten, dass Polizei und Staatsanwaltschaft zwischendurch gut einen Monat in der Sache nichts ermittelten. Das darf laut Gesetz nicht sein. Die Folge: Das OLG ließ die Männer laufen!
Prompt erschienen sie heute zum Prozessauftakt nicht. David M. ließ lediglich über seinen Pflichtverteidiger wissen, er habe Depressionen und müsse heute Nachmittag zum Arzt.
Das allerschlimmste: Die Justiz hat zwar die Angeklagten stets darauf hingewiesen, dass Termine bei Gerichten einzuhalten sind. Allerdings erfolgten die Belehrungen angeblich nicht wie vorgeschrieben in polnischer Sprache. "Damit sind uns die Hände gebunden", so der Chef der Kammer. Unter diesen Umständen kann die Justiz derzeit nicht mal neue Haftbefehle für die mutmaßlichen Täter ausstellen.
Heißt: Der Prozess wurde ausgesetzt. Irgendwann wird neu terminiert, neu geladen - dann mit polnischen Übersetzungen. Vielleicht beehren die Angeklagten dann die sächsische Justiz.
Das allerschlimmste: Die Justiz hat zwar die Angeklagten stets darauf hingewiesen, dass Termine bei Gerichten einzuhalten sind. Allerdings erfolgten die Belehrungen angeblich nicht wie vorgeschrieben in polnischer Sprache. "Damit sind uns die Hände gebunden", so der Chef der Kammer. Unter diesen Umständen kann die Justiz derzeit nicht mal neue Haftbefehle für die mutmaßlichen Täter ausstellen.
Heißt: Der Prozess wurde ausgesetzt. Irgendwann wird neu terminiert, neu geladen - dann mit polnischen Übersetzungen. Vielleicht beehren die Angeklagten dann die sächsische Justiz.
Erstmeldung vom 5. September, 10.25 Uhr. Zuletzt aktualisiert um 14.12 Uhr.
Titelfoto: Bildmontage: Steffen Füssel, Daniel Förster