Sächsische Ärztin verkaufte falsche Corona-Atteste: Prozessbeginn im Hochsicherheitssaal
Dresden - Der Prozess wird dauern. Allein die Anklageverlesung brauchte fast zwei Stunden! Am Landgericht Dresden wird seit Dienstag gegen Bianca W. (66) verhandelt. Die Ärztin aus Moritzburg soll über 1000 Corona-Atteste ausgestellt haben, ohne auch nur einen Patienten zuvor untersucht zu haben. Diese "Gefälligkeitsbescheinigungen" ließ sich die Medizinerin laut Anklage mit insgesamt fast 48.000 Euro honorieren.
Demnach hatte Bianca W. zu Corona-Hochzeiten drei Varianten "im Angebot". Sie bescheinigte den angeblichen Patienten, dass sie aus gesundheitlichen Gründen keine Maske tragen müssten, ein generelles Impfverbot bestünde oder wahlweise, dass der Untersuchte nur einen Spucktest machen dürfe.
Mancher Kunde kaufte alle drei Bescheinigungen, andere ließen ihre gesamte Familie "attestieren".
Im Sommer 2022 begann die Staatsanwaltschaft Dresden zu ermitteln. Es folgten Razzien, Anzeigen und die Festnahme von Bianca W.
Nun begann der Prozess, der gar in den Hochsicherheitssaal an den Hammerweg verlegt wurde.
Allerdings saßen ausschließlich friedliche Sympathisanten der Medizinerin im Saal.
Bianca W. schweigt zu den Vorwürfen
Bianca indes schweigt zu allen Vorwürfen. Und nun muss die Kammer überlegen, wie viel Zeugen eigentlich gehört werden sollen. Denn: Gegen alle bisher ermittelten "Patienten" läuft ein eigenes Verfahren. Sie hätten, bis sie selbst verurteilt sind, ein Zeugnisverweigerungsrecht.
Außerdem wird noch gegen die mutmaßlichen Mitstreiter ermittelt, die Bianca ihre Kunden vermittelten. Auch die müssten nichts sagen.
Der Prozess ist vorerst bis Ende Juni 2024 geplant.
Titelfoto: xcitepress/Finn Becker