Abrechnungs-Betrug in Millionenhöhe? Dresdner Ärzte-Ehepaar vor Gericht

Dresden - Praxen überall in Sachsen, angeschlossene Therapiezentren und mehr als 30 angestellte Ärzte. Das Imperium des Neurologen Dr. Lutz L. (51) und seiner Gattin, Ergotherapeutin Carmen (39), schoss 2009 kometenhaft in den medizinischen Himmel. Dann folgte der Absturz. Seit Montag steht das Paar wegen Millionenbetrugs vor Gericht.

Dr. Lutz L. (51) lebt mit seiner Gattin derzeit in England. Carmen L. (39) soll die mutmaßlichen Betrügereien des Ehemannes gebilligt haben.
Dr. Lutz L. (51) lebt mit seiner Gattin derzeit in England. Carmen L. (39) soll die mutmaßlichen Betrügereien des Ehemannes gebilligt haben.  © Holm Helis

Die Bruchlandung war im Jahr 2012: Der Staatsanwalt ermittelte im Neurologischen Medizinischen Versorgungszentrum (NMVZ) wegen des damals größten kassenärztlichen Abrechnungsbetrugs im Freistaat. 

Die Anklage listet einen Schaden von fast 1,5 Millionen Euro auf. Jetzt wird der hochkomplexe Fall endlich am Landgericht Dresden verhandelt.

Laut Anklage nutzten Lutz und Carmen jede Möglichkeit "zur Gewinnmaximierung". So gab es die interne Anweisung, verordnete Behandlungen nur in den firmeneigenen Therapiezentren durchzuführen. 

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Mehr noch: Nicht alle Mediziner hatten eine kassenärztliche Zulassung, deren Behandlung hätte gar nicht abgerechnet werden dürfen. 

Doch genau das passierte massenhaft. Außerdem wurden Daten und Behandlungen frisiert. Da wurden aus Tausenden Blutabnahmen plötzlich teurer abzurechnende Infusionen. 

Richter Christian Linhardt und seine Kammer verhandelt den bisher größten Abrechnungsbetrug bei Medizinern in Sachsen.
Richter Christian Linhardt und seine Kammer verhandelt den bisher größten Abrechnungsbetrug bei Medizinern in Sachsen.  © Holm Helis

Es gab Hunderte Akupunktur-Abrechnungen, die eine Kollegin ohne Zulassung durchführte, während die autorisierte Medizinerin laut Anklage auf Weltreise war. 

Der Doktor rechnete Grundpauschalen ab, ohne dass es die nötigen Patientengespräche ausreichend gegeben hätte. Die Auflistung sämtlicher falscher Abrechnungen füllt engbeschriebene Tabellen auf über hundert Seiten.

Lutz L. praktiziert in Deutschland nicht mehr. Das Ehepaar, das Montag vor Gericht schwieg, lebt in Liverpool (England). Ein Urteil wird nicht vor Sommer erwartet.

Titelfoto: Holm Helis

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