Zu faul oder überfordert? Chemnitzer Postbote hortete Tausende Briefe zu Hause
Chemnitz - Er nahm seine Arbeit mit nach Hause: Der ehemalige Postbote Kilian M. (23) stellte mehrere Monate lang Tausende von Briefen im Chemnitzer Gebiet nicht zu, sondern nahm sie mit in die heimischen vier Wände. Dafür musste er sich am heutigen Dienstag vor Gericht verantworten.
Kilian M. wurde angeklagt wegen der Verletzung des Post- oder Fernmeldegeheimnisses sowie Unterschlagung. Er gab vor dem Amtsgericht Chemnitz zu, dass er von Dezember 2022 bis Februar 2023 insgesamt 2020 Briefe nicht in die Postkästen der Adressaten einwarf, sondern sie mit nach Hause nahm.
War er einfach zu faul zum Arbeiten? Postbote M. rechtfertigte sich mit Stress und Überforderung:
"Ich hatte gedacht, wenn ich aufhöre, kommen die irgendwann vorbei und holen es ab", sagte der arbeitslose Vater.
Auf die Schliche kamen sie dem Ex-Briefträger, als der private Postdienstleister eine Anzeige machte. Immer mehr Kunden hätten sich beschwert, dass Briefe nicht zugestellt wurden.
Der allergrößte Teil der Umschläge blieb verschlossen. Um die Briefe und deren Adressaten zu dokumentieren, wurden insgesamt 150 Seiten Excel-Tabellen erstellt, so ein Polizeibeamter.
Schlussendlich wurde M. zu einer Geldstrafe von 1200 Euro verurteilt. "Strafmaß begründend ist der Aufwand, der hier verbunden ist" erklärte Richter Christian Behr (36). Schließlich mussten viele Empfänger den Adressaten - sei dies das Finanzamt oder Arztpraxen - noch im Nachhinein über die versäumte Zustellung informieren.
Das Urteil ist rechtskräftig.
Titelfoto: Haertelpress