Überraschendes Geständnis vor Gericht: Überfall auf Chemnitzer Juwelier war "Mutprobe"
Chemnitz - Um bei Freunden Anerkennung zu finden, raubte ein junger Ungar (21) im September 2020 den Juwelier-Laden "Trauringschmiede" in der Chemnitzer Bahnhofstraße aus. Einen Teil der Beute tauschte er in Drogen um.
Besonders clever stellte sich der damals 19-Jährige nicht an, nahm statt wertvoller Ringe viele Imitate mit. Am gestrigen Dienstag wurde ihm am Landgericht Chemnitz der Prozess gemacht.
Für Markenklamotten und Drogen musste das schnelle Geld her. "Ich war im falschen Freundeskreis. Wir haben uns gegenseitig in Dinge hineingezogen. Es war eine Mutprobe", erzählt Faisal O., der damals noch bei seinen Eltern wohnte. 2017 zog er aus Ungarn nach Deutschland. Er schäme sich für die Tat.
Mit vorgehaltener Softair-Waffe zwang er Mitarbeiterin Inge S. (66, Name geändert) in den Hinterraum. Dort fesselte er sie an Händen, Füßen und band ihr einen Müllsack um den Kopf.
"Ich hatte kein schlechtes Gefühl, als er an der Tür klingelte. Als er sagte, er suche Trauringe für seine Eltern, war ich dann skeptisch", so die Verkäuferin. Panik hatte sie nicht. "Er ging nicht brutal vor, war sehr nervös."
Nachdem Faisal O. Bargeld, Ringe und Edelsteine im Wert von 10.500 Euro einsteckte, zog er sich im Laden um und verschwand. Einige Beutestücke tauschte er in Ungarn gegen Marihuana und Kokain.
Den Rest, darunter zahlreiche Imitate, entsorgte er "aus Angst".
Ermittler konnten O. durch seine getragene Kleidung, die er kurz vor dem Raub in einem Online-Shop bestellt hatte, ausfindig machen. Die Jugendkammer verurteilte den Chemnitzer wegen schweren Raubes zu zwei Jahren Jugendfreiheitsstrafe auf Bewährung (zwei Jahre Bewährungszeit) plus drei Wochen Arrest.
Titelfoto: Haertelpress/Harry Härtel