Prozess nach Prügel-Attacke in Erzgebirgs-Bus: Polizist wollte brutalen Angriff auf Eritreer vertuschen
Chemnitz/Schneeberg - Mehrere Männer haben im Bus nach Schneeberg einen Asylbewerber aus Eritrea (20) rassistisch beleidigt und verprügelt. Ein Polizist saß ebenfalls im Bus - griff aber nicht ein. Stattdessen versuchte er seinen eintreffenden Kollegen weiszumachen, dass niemand geschlagen wurde. Der Fall machte 2021 Schlagzeilen - am Dienstag war Prozess am Landgericht Chemnitz.
Im vergangenen Juli machte eine Männergruppe einen Wanderausflug. Im Linienbus 359 sollte es zurück nach Schneeberg gehen.
Als ein Eritreer einstieg, hagelte es schnell Beleidigungen aus der Wanderclique. Der Mann wurde zudem geschubst und verprügelt.
Nur einen Meter von der Prügel-Attacke entfernt saß Polizist Björn S. (40): "Ich war kurzfristig zu der Gruppe hinzugestoßen, war alkoholisiert (ein Promille, Anm. d. Red.) und habe nicht mitbekommen, was hinter meinem Rücken passiert ist", sagte der Erzgebirger am Dienstag vor Gericht.
Als vor seiner Nase die Fäuste flogen, schob er lediglich einen Beteiligten zu Seite - ohne jedoch aktiv einzugreifen bzw. zu schlichten.
Bei der Zeugenvernehmung durch Kollegen behauptete er sogar, es habe nur eine "verbale Auseinandersetzung" gegeben. Videoaufnahmen und ein Zeuge konnten diese Aussage aber widerlegen.
Unterlassene Hilfeleistung: Polizist muss blechen
"Weil Sie Polizeibeamter sind, erwartet man einfach mehr", sagte Richterin Karin Troxler (56). Schlimmer als die unterlassene Hilfeleistung stuften die Richter allerdings die versuchte Strafvereitelung ein. Urteil: 3500 Euro Geldstrafe.
Parallel läuft noch ein Disziplinarverfahren bei der Polizeidirektion Zwickau gegen den Beamten.
"Wir erwarten von unseren Polizisten, dass sie auch außerhalb des Dienstes die Begehung von Straftaten verhindern, zu deren Aufklärung beitragen und nicht wegschauen", teilten beide Polizeidirektionen nach dem Vorfall mit.
Titelfoto: Haertelpress