Kurioser Prozess: Nachbarn verklagen Imker wegen Bienen-Kot
Chemnitz - Weil Bienen im Frühjahr Kot absondern, kann es zu Verschmutzungen von Autos und Wäsche kommen. Grund genug für ein Ehepaar aus Niederwiesa, gegen ihre Nachbarin zu klagen, die Bienenvölker hält. Der kuriose Fall wurde am heutigen Montag am Chemnitzer Landgericht verhandelt.
Die Beklagte hält einige Bienenstöcke - zum Unwillen der Kläger. Darum geht's: Wenn die Bienen im Frühjahr sogenannte "Reinigungsflüge" veranstalten, fliegen sie vor allem weiße Flächen an - wie Wäsche, Hausfassaden oder Autos.
Sie können durch den Bienen-Schiss verschmutzt werden. Sehr zum Ärger der Niederwiesaer: "Sie klagen auf Beseitigung der Bienenstöcke, weil es zu Schäden gekommen ist", so Gerichtssprecherin Marika Lang (59).
Die Geschichte mit dem Bienenschiss ist kompliziert: "Die Frage ist, ob man eine Bienenhaltung in unbegrenzter Menge ertragen muss", erklärte Richter Matthias Ries-Wolff (61) in dem Zivilverfahren.
Fünf oder auch sechs Bienenvölker können hingenommen werden. In einem größeren Umfang kann die Nachbarschaft verlangen, dass der Bestand reduziert wird.
Juristin: "So was gehört unter Nachbarn geklärt und nicht vor Gericht"
Jedoch konnte in dem Verfahren zunächst nicht ermittelt werden, wie viele Bienenvölker die beklagte Imkerin überhaupt hält. Zudem hielten in der Nähe noch andere Anwohner die Insekten. Deswegen sei es für die Kläger bereits schwer zu beweisen, ob tatsächlich die Bienen der Nachbarin für die Verschmutzung verantwortlich sind.
Bianca Belusa (50), Juristin und Mitglied im Imker-Verein Chemnitz-Wittgensdorf, kann das Verfahren nicht nachvollziehen: "So was gehört unter Nachbarn geklärt und nicht vor Gericht".
Bienen reinigen im Frühjahr ihre nach Monaten angestaute "Kot-Blase". Sie sondern die Exkremente dann an ihre Umgebung ab - somit kann es zu Verunreinigungen auf Motorhauben oder auf weißer Wäsche kommen.
Das Zivilverfahren wird am 6. Mai fortgesetzt. Dann soll voraussichtlich ein Urteil erfolgen. Das gibt beiden Parteien noch Zeit in Vergleichsverhandlungen zu gehen.
Titelfoto: Marko Förster, Maik Börner