Jurist schwänzt seinen eigenen Prozess: Anwalt als Dealer vom Hauptbahnhof angeklagt

Chemnitz - Beruflich verteidigte Horst W. (64) unter anderem Junkies. Doch der Rechtsanwalt soll auch selbst mit Drogen gehandelt haben - zuletzt am Chemnitzer Hauptbahnhof.

Laut Anklage wollte Horst W. (64) die Drogen auf dem Chemnitzer Hauptbahnhof verticken.
Laut Anklage wollte Horst W. (64) die Drogen auf dem Chemnitzer Hauptbahnhof verticken.  © Ralph Kunz

Am Amtsgericht sollte ihm deswegen am Donnerstag der Prozess gemacht werden. Doch vom Angeklagten fehlte jede Spur.

Laut Staatsanwaltschaft soll Horst W. am 14. Juni 2023 in fünf Cliptütchen insgesamt neun Gramm Crystal mit sich geführt haben. Damit wurde er am Hauptbahnhof von der Polizei aufgegabelt.

Weil er die Drogen in szenetypischer Stückelung mit sich führte, geht die Anklage davon aus, dass er den Stoff gewinnbringend weiterverkaufen wollte.

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Für die Justiz ist der Strafverteidiger aus Hessen kein Unbekannter: Horst W. wurde wegen unerlaubten Drogenbesitzes bereits zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt.

Die Verhandlung sollte bereits im vergangenen November stattfinden. Bereits damals fehlte vom Angeklagten jede Spur. Nachdem der Crystal-Anwalt am Donnerstag abermals nicht vor Gericht erschienen war, wurde von Richterin Gudrun Trautmann (62) Haftbefehl erlassen.

Das Crystal hatte der Angeklagte in Cliptütchen mit sich geführt.
Das Crystal hatte der Angeklagte in Cliptütchen mit sich geführt.  © David Ebener/dpa

Doch die Suche dürfe sich als schwierig erweisen: Nach Aussage von Horst W.s Ehefrau hatte sie zu ihrem Gatten seit vier Wochen keinen Kontakt mehr.

Titelfoto: Bildmontage: Ralph Kunz, David Ebener/dpa

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