Hat dieses Duo eine Frau zur Prostitution gezwungen?
Chemnitz - Der Fall beschäftigt die Justiz nun schon seit zwei Jahren. Milko A. (39) und Yusein S. (40) aus Bulgarien sollen laut Anklage eine Landsfrau unter falschem Vorwand nach Deutschland gelockt und sie anschließend zur Prostitution gezwungen haben. Am Montag wurde am Amtsgericht Chemnitz die Anklageschrift verlesen. Die Suche nach dem Opfer dauert weiter an.
Yusein S. muss sich wegen Menschenhandels, Vergewaltigung und Zwangsprostitution verantworten, Milko A. lediglich wegen Zwangsprostitution. Yusein S. hatte die Frau im Internet kennengelernt. Laut Anklage versprach er ihr, gemeinsam nach Deutschland zu ziehen und sie zu heiraten. Sie stimmte zu.
Nach ihrer Ankunft in Deutschland im Oktober 2022 wurde ihr durch Yusein S. der Pass entzogen. Unter dem Vorwand, sie habe Schulden in Höhe von über 2000 Euro bei ihm, wurde sie gezwungen, das Geld durch Prostitution zurückzuzahlen - zunächst in Duisburg, später in Chemnitz auf dem Sonnenberg.
Außerdem sei die Frau eingesperrt, geschlagen und zweimal vergewaltigt worden. Täglich vier Kunden sollte sie bedienen. Fotos von ihr wurden durch Milko A. auf einem Erotikportal hochgeladen. Er soll ihr auch die ersten Freier verschafft haben. Die Angeklagten schwiegen, gaben lediglich durch ihre Verteidiger Erklärungen ab. Beide streiten die Taten ab.
Ein Richter, der als Zeuge geladen wurde, sagte aus, dass es bei der damaligen Vernehmung des Opfers Ungereimtheiten gegeben habe. Das Opfer selbst konnte nicht vorgeladen werden.
Die Frau wird in Bulgarien vermutet. Die Justiz plant nun eine Videovernehmung des Opfers über die dortigen Behörden, falls es sich noch in Bulgarien aufhält.
Titelfoto: Bildmontage: Kristin Schmidt